Beirut/Düsseldorf Ex-Minister im Libanon bei Bombenanschlag getötet

Beirut/Düsseldorf · Oppositionspolitiker Mohammed Schattah zählte zu den erbittertsten Gegnern des syrischen Machthabers Baschar al Assad.

Autos brennen, Glasscherben liegen auf der Straße, Gebäude sind schwer beschädigt und Büros und Geschäfte verwüstet. Über der Innenstadt der libanesischen Hauptstadt Beirut bildet sich Rauch zu einer schwarzen Wolke. Bei einem Bombenanschlag auf einen Fahrzeugkonvoi mit libanesischen Oppositionellen sind gestern der frühere Finanzminister Mohammed Schattah (52) sowie vier weitere Menschen getötet worden. Mindestens 70 Menschen wurden verletzt. Schattah, der einige Jahre Libanons Botschafter in den USA gewesen war, beriet den früheren Regierungschef Saad Hariri.

Das Attentat war mit einem in einem Auto versteckten Sprengsatz verübt worden, als sich Oppositionspolitiker aus dem Kreis von Hariris Partei "Zukunftsbewegung" treffen wollten. Schattah wie auch Hariri zählen im Libanon zu erbitterten Gegnern des syrischen Machthabers Baschar al Assad, der mit seiner Armee brutal mit Bomben und schwerem Gerät gegen Rebellen im eigenen Land vorgeht und Tausende Menschen zur Flucht außer Landes treibt. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNHCR sind bisher rund 800 000 Menschen vor dem Bürgerkrieg in den Libanon geflüchtet

Saad Hariri, der von 2009 bis 2011 Regierungschef war, bezichtigte die radikalislamische Hisbollah-Miliz, hinter dem Anschlag zu stehen. Die ist mit Assad verbündet und bekämpft gemeinsam mit Assads Truppen Aufständische im Bürgerkrieg.

Der Anschlagsort liegt nahe der Uferstraße, auf der am 14. Februar 2005 ebenfalls mit einer Autobombe der Ex-Regierungschef Rafik Hariri sowie 22 weitere Menschen getötet worden waren. In drei Wochen soll im niederländischen Den Haag der Prozess gegen die Mörder von Rafik Hariri, Vater von Saad Rafiri, in Abwesenheit eröffnet werden. Sie sind untergetaucht und werden ebenfalls der Hisbollah zugerechnet. Die Miliz hat jede Verantwortung für den Anschlag bestritten.

Der Libanon ist seit Jahren umkämpft. Von Mitte der 70er Jahre bis 1990 tobte ein Bürgerkrieg. 1976 waren syrische Truppen einmarschiert, 1991 kam es zu einem syrisch-libanesischen Vertrag, mit dem Damaskus sich als Ordnungsmacht im Libanon festsetzen konnte. Israel, das sich im Südlibanon im Kampf gegen die Hisbollah-Miliz eingerichtet hatte, zog sich im Mai 2000 zurück. Mit dem Tod von Rafik Hariri begann die Zedern-Revolution, die in der Forderung nach einem kompletten Rückzug der syrischen Truppen gipfelte.

Ende April 2005 waren alle 14 000 syrischen Soldaten aus dem Libanon abgezogen. Der Einfluss auf seinen einstigen Vasallen Libanon ist vor allem durch die Hisbollah bis heute gesichert.

(RP)
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