St. Louis US-Gouverneur setzt Nationalgarde wegen Rassenunruhen ein

St. Louis · Nach erneuten Unruhen wegen des Todes eines schwarzen Teenagers in der US-amerikanischen Kleinstadt Ferguson hat der Gouverneur des Staates Missouri jetzt die Nationalgarde zur Hilfe gerufen. Die Soldaten sollten der Polizei helfen, "Ruhe und Ordnung wiederherzustellen", sagte Jay Nixon gestern Morgen. Zuvor war es vor einer nächtlichen Ausgangssperre wieder zu Krawallen in der Kleinstadt gekommen. Demonstranten bewarfen Polizisten mit Molotowcocktails, nach Behördenangaben fielen auch Schüsse. Die Polizei setzte Tränengas ein.

US-Kleinstadt Ferguson: Proteste nach tödlichem Polizeieinsatz
16 Bilder

US-Kleinstadt Ferguson: Proteste nach tödlichem Polizeieinsatz

16 Bilder
Foto: dpa, uw

Nixon sprach von "gewalttätigen kriminellen Handlungen einer organisierten und zunehmenden Anzahl von Personen". Er müsse das "Leben und Eigentum" der Bevölkerung beschützen, erklärte Nixon.

Nach Polizeiberichten kam es erneut zu Plünderungen unter anderem in einem Supermarkt und einem Pizzageschäft. Nach Angaben des TV-Senders NBC mussten sich Angestellte eines Fastfood-Restaurants in einem Lagerraum verstecken, weil es von einer großen Menschenmenge gestürmt wurde. Mindestens sieben Menschen seien festgenommen worden.

Die Unruhen in dem Vorort von St. Louis waren durch den Tod eines schwarzen Jugendlichen ausgelöst worden. Ein weißer Polizist hatte vor zehn Tagen den 18-jährigen Michael Brown erschossen, obwohl dieser unbewaffnet war. Nach Angaben von Augenzeugen hielt Brown die Hände über den Kopf, als die Schüsse fielen. Seitdem ist es in Ferguson fast täglich zu Protesten gekommen.

Ein jetzt veröffentlichter Obduktionsbericht könnte neues Öl uns Feuer gießen: Ihm zufolge wurde Brown von sechs Kugeln getroffen, zwei davon trafen seinen Kopf. Die Familie des 18-Jährigen habe die am Sonntag erfolgte Autopsie in Auftrag gegeben, nachdem bereits örtliche Experten die Leiche untersucht hatten, berichtete die Zeitung "New York Times".

Angeheizt wurde die Lage von Beginn an durch das massive Auftreten der örtlichen Polizei mit Beamten in Schutzanzügen und gepanzerten Fahrzeugen. Als Ende vergangener Woche die örtliche Polizei abgezogen und durch die Polizei des Bundesstaates ersetzt wurde, beruhigte sich die Situation für kurze Zeit. Nach weiteren Unruhen verhängte der Gouverneur dann eine Ausgangssperre zwischen Mitternacht und 5 Uhr. Die Unruhen waren danach erneut aufgeflammt, als in einem Polizeibericht die Anschuldigung auftauchte, Brown habe vor den tödlichen Schüssen ein Geschäft überfallen. Später wurde jedoch klargestellt, dass der Polizist, der auf den 18-Jährigen schoss, nichts von dem Verdacht wusste.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort