München München trennt Flüchtlinge von Wiesn-Besuchern

München · Angesichts des bevorstehenden Oktoberfestes inmitten der Münchner Flüchtlingskrise will die Stadtverwaltung beruhigen: "Es wird eine ganz normale Wiesn sein", sagt Wilfried Blume-Beyerle, der als Kreisverwaltungsreferent oberster Hüter von Recht und Ordnung in der Bayern-Metropole ist. "Wir bereiten uns ganz normal vor, nur gibt es eine kleine Besonderheit." Diese besteht darin, dass ganz unterschiedliche Menschenmassen in die Stadt strömen und deshalb befürchtet wird, dass sich Chaos und Gewalttätigkeiten ausbreiten könnten.

Beflügelt wurde die Debatte von der CSU: Ministerpräsident Horst Seehofer hatte verlangt, dass während des an diesem Samstag beginnenden Oktoberfests München nicht wie bisher Anlaufpunkt für Flüchtlinge bleibe. Und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann meinte, München müsse entlastet werden, weil muslimische Asylbewerber "Begegnungen mit massiv alkoholisierten Menschen in der Öffentlichkeit nicht gewohnt" seien. Diese Äußerungen hatten im Internet für viel Kritik gesorgt, verbreitet über den Twitter-Hashtag #Oktoberfestung.

Die Stadt und die Münchner Polizei blicken deutlich weniger aufgeregt auf die bevorstehenden Ereignisse. Auf einer Pressekonferenz zu dem Thema versuchen Blume-Beyerle und der Vize-Polizeipräsident Werner Feiler, Ruhe auszustrahlen. Denn die Wege der vielen Zehntausend Flüchtlinge, die zehn Tage lang in die Stadt geströmt sind, und jene der Millionen Wiesn-Besucher würden sich kaum kreuzen - so ihre These. Die einen würden in die Notunterkünfte gebracht, die anderen zieht es zum Oktoberfest. Einzig am Hauptbahnhof begegneten sie sich. Dort bleibe aber, so Feiler, der nördliche Bereich am Starnberger Flügelbahnhof für Asylbewerber gesperrt, während die Wiesn-Anreisenden den Bahnhof in südlicher Richtung verließen. An der "Schnittstelle Bahnhof" sei es das Ziel, "dass jeder an seinen Ort kommt".

Das 182. Münchner Oktoberfest beginnt am Samstag um zwölf Uhr und endet am 4. Oktober. Schätzungsweise kommen um die sechs Millionen Besucher. Auf der Wiesn sind ständig 300 Münchner Polizisten präsent und in der nahen Umgebung des Festgeländes 200. Für die Flüchtlinge am Hauptbahnhof wiederum und an zwei besonders betroffenen S-Bahnhöfen ist die Bundespolizei zuständig.

Durch die seit dieser Woche eingeführten Grenzkontrollen sei der Münchner Hauptbahnhof "natürlich deutlich entlastet" worden, so Blume-Beyerle. Gestern sind bis zum Mittag nur wenige Hundert Flüchtlinge eingetroffen. Dies wird aber nur als kleine Atempause angesehen. Niemand kann sagen, wie sich die Situation in den kommenden Tage entwickelt. Blume-Beyerle greift dabei die Bundesregierung an: "Der Bund muss dafür sorgen, dass die Verteilung auf die verschiedenen Bundesländer funktioniert."

(RP)
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