Persönlich Francesca Chaouqui ... bringt den Papst in Verlegenheit

Francesca Immacolata Chaouqui könnte der erste personelle Fehlgriff in der noch jungen Amtszeit von Papst Franziskus sein. Der Heilige Vater persönlich hatte die Italienerin im Juli in eine achtköpfige Kommission berufen, die Vorschläge für die wirtschaftliche Neuorganisation aller vatikanischer Güter unterbreiten soll. Schon damals rieben sich einige Prälaten ungläubig die Augen. Ihr Lebenslauf zeichnet sie als PR-Strategin der italienischen Steuerprüfer Ernst&Young aus, aber nicht als Expertin für Wirtschaftsfragen.

Womöglich hat sich der Papst von ihrem zweiten Vornamen beeindrucken lassen: Immacolata heißt "die Unbefleckte". Anders lässt es sich kaum erklären, dass das Mitteilungsbedürfnis der 30-Jährigen über den Kurznachrichtendienst Twitter nicht schon vorher aufgefallen ist. Im März 2012 schrieb Chaouqui dort: "Tarcisio Bertone korrupt. Angeblich geht es um das Geheimarchiv und eine Firma in Venetien." Die Tochter eines Marokkaners und einer Italienerin hat nicht nur den zweiten Mann im Vatikan, den Kardinalstaatssekretär, öffentlich beleidigt.

Über das Portal streute sie weitere unbestätigte Gerüchte: Das Vatikanbank-Konto von Italiens ehemaligem Finanzminister Giulio Tremonti sei geschlossen worden, als dessen Homosexualität bekannt wurde. Und lange vor dem Rücktritt Joseph Ratzingers behauptete sie: "Benedikt XVI. ist seit einem Jahr an Leukämie erkrankt." Immer mehr Menschen im Vatikan fragen sich nun: Wer empfahl Chaouqui dem Papst? Wer hat ihm diese leicht recherchierbaren Informationen vorenthalten? Chaouqui selbst behauptet, ihr inzwischen gelöschtes Twitter-Profil sei von mehreren Personen genutzt worden.

Doch ihre wiederholt geäußerte Abneigung gegen Bertone ist nicht zu leugnen und bringt Franziskus in Verlegenheit. Denn Bertones Ruf im Vatikan ist seit den Tagen des "Vatileaks"-Skandals angekratzt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort