Persönlich François Hollande . . . lässt in einem Buch tief blicken

Am 23. April findet in Frankreich die nächste Präsidentschaftswahl statt. Es könnte gut sein, dass der amtierende und nicht sonderlich beliebte Präsident François Hollande dabei sein Amt verliert. Denn die Umfragen für Hollande könnten besser sein. Nicht nur die Republikanische Partei (LR) sitzt dem Präsidenten im Nacken, sondern auch der rechts-nationale Front National (FN) unter der Leitung von Marine Le Pen. Die Umfragen deuten darauf hin, dass der FN zumindest im ersten Wahlgang die relative Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen kann. Zudem befindet sich das Land nach den Terroranschlägen in Paris und Nizza noch immer im Ausnahmezustand. Es gäbe also einen besseren Zeitpunkt für die Veröffentlichung eines Buches, das tief in die Denkweise und die Ansichten eines Präsidenten blicken lässt.

François Hollande sah das offenbar anders und empfing zwischen 2012 und 2016 rund 60 Mal zwei Journalisten, die nun, weniger als 200 Tage vor der Wahl, ihr Buch "Ein Präsident dürfte so etwas nicht sagen" veröffentlichten. Es gibt kaum ein zentrales Thema oder eine wichtige Person, die in dem 672 Seiten starken Buch keine Rolle spielen. Seinen Außenminister bezeichnet Hollande als "so loyal, dass er unhörbar ist", Nicolas Sarkozy sei ein "kleiner Möchtegern-De-Gaulle" und die Grünen beschreibt er als Zyniker und Korinthenkacker. Selbst vor der Nationalelf, die seiner Meinung nach dringend ein Gehirntraining nötig hätte und aus schlecht erzogenen Kids bestünde, macht das Staatsoberhaupt keinen Halt.

Für derartige Kommentare erhält Hollande in Frankreich derzeit keinen Applaus, im Gegenteil. Die Presse spricht von einer "öffentlichen Psychoanalyse" des Präsidenten und sieht in dem Buch das politische "Harakiri" François Hollandes. Warum er sich zu solchen Einlassungen hat hinreißen lassen, wird wohl sein Geheimnis bleiben.

Maximilian Krone

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort