Düsseldorf Hollandes unmögliche Mission

Düsseldorf · Frankreichs Präsident will eine Anti-IS-Allianz schmieden. Er wird scheitern.

François Hollande weiß, dass ihm nicht viel Zeit bleibt, um sein Ziel zu erreichen. Rastlos hetzt er in diesen Tagen von einem Termin zum nächsten: David Cameron, Barack Obama, Wladimir Putin. Gestern kam Angela Merkel zum Gedenken an die Opfer nach Paris. Frankreichs Präsident verhandelt mit den Mächtigen dieser Welt, um eine große Militärallianz gegen den IS zu schmieden. Es soll ein Bündnis werden, in dem künftig auch die Russen ihren Platz haben. Und genau da liegt das Problem.

Hollande war lange strikt gegen eine enge Kooperation mit Moskau, dem treuesten Verbündeten des Regimes in Damaskus. Weder IS noch Assad - das war die diplomatische Linie. Erst die Anschläge von Paris brachten die Kehrtwende. Seither dringt Hollande auf einen Kreuzzug aller Staaten gegen den IS.

Doch Hollandes diplomatische Offensive versandet bereits. Zwar versprach ihm der britische Premier Cameron eine Beteiligung seiner Luftwaffe an den Angriffen auf den IS. Und Berlin will 650 Soldaten nach Mali schicken, um die französische Armee indirekt zu unterstützen. Aber der entscheidende Partner sperrt sich: US-Präsident Obama. Gewiss, man müsse noch mehr tun gegen den IS, pflichtete er bei. Allerdings fordern die Amerikaner einen Strategiewechsel der Russen. Solange diese ihre Luftschläge wie bisher auf Stellungen moderaterer Assad-Gegner konzentrierten, werde es nichts mit einem gemeinsamen Kommando im Kampf gegen den IS, lautete die Botschaft.

Der Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs durch türkische Abfangjäger hat Hollandes Mission zusätzlich erschwert. Belegt der Zwischenfall doch, dass sich eine schlagkräftige Anti-IS-Allianz nicht bilden lässt, solange die Interessen der Beteiligten frontal aufeinanderprallen. Hollande fordert, dass dem Kampf gegen die Dschihadisten alles andere untergeordnet wird. Aber selbst in Paris will man nicht alle Überzeugungen über Bord werfen. Französische Diplomaten betonen, das Ziel, Assad aus dem Amt zu treiben, bleibe richtig. Nur sei es derzeit nicht prioritär: "Es ist ja offensichtlich nicht Assad, der uns angreift."

(RP)
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