Frankreich schlingert

Wir pflegen in Deutschland ja gerne ein sozialromantisches Bild von den Zuständen in Frankreich. Dass unsere Nachbarn auf die Barrikaden gehen, halten wir für den Normalzustand. Streiks, Proteste, ja Randale gehören doch irgendwie zu Frankreich wie Rotwein und Baguette. Doch was sich in diesen Tagen jenseits des Rheins zusammenbraut, sprengt den Rahmen der politischen Folklore. Frankreich droht unregierbar zu werden, und die Radikalen reiben sich schon die Hände.

Den regierenden Sozialisten fehlte von Anfang an der Mut zu energischen Einschnitten in den wuchernden Staatsapparat. Statt auf Reformen setzen sie auf Steuererhöhungen – in einem Land, in dem die Abgabenquote bereits 46 Prozent erreicht. Schlimmer noch: Präsident François Hollande, der nicht einmal seine Regierungsmannschaft im Griff hat, ist offenbar mit der Führungsrolle komplett überfordert. 80 Prozent der Franzosen halten ihn inzwischen für eine Fehlbesetzung. Sie haben leider recht. Die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas schlingert. Das muss auch uns größte Sorge bereiten.

(RP)
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