Persönlich Frans Timmermans . . . bekommt vom Sohn EU-Schelte

Frans Timmermans ist ein Politprofi. Der 55-jährige Niederländer ist seit zwei Jahren Vizepräsident der EU-Kommission und war zuvor unter anderem Außenminister seines Heimatlandes. Offenbar hat der studierte Jurist und Literaturwissenschaftler aber nicht nur viel Ahnung von Diplomatie, sondern auch eine ordentliche Portion Humor. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos berichtete er nun nämlich freimütig darüber, wie bei Timmermans zu Hause mit dem schlechten Image der EU umgegangen wird - und das klingt erstmal ziemlich lustig.

"Wann immer jemand ein Wasserglas umkippt, wenn ein Rad einen Platten hat oder es zu regnen anfängt, wenn wir mit den Hunden spazieren gehen, sagt einer von uns: Daran ist Brüssel schuld", sagte Timmermans, der sieben Sprachen fließend spricht und den Mauerfall einmal als wichtigstes politisches Ereignis seines Lebens bezeichnete. Auch seine Kinder machten oft Witze, mit denen etwa das blasse Profil der EU-Kommissare in der Öffentlichkeit auf die Schippe genommen würde, erzählte Timmermans. So begrüße ihn sein ältester Sohn gerne mit den Worten: "Guten Morgen, du gesichtsloser ungewählter Bürokrat."

Damit treffen die Timmermans einen Nerv: Viele Bürger beurteilen die EU derzeit negativ. Häufig ist etwa vom aufgeblähten Beamtenapparat die Rede. Das zeigt auch das neueste EU-Barometer vom August 2016, für das rund 28.000 Menschen in allen EU-Mitgliedsländern befragt wurden. In Timmermans' Heimatland kritisierten demnach 39 Prozent der Befragten den Bürokratieapparat der EU. Auch in Deutschland sahen das 35 Prozent genauso.

Als EU-Politiker kann Timmermans, der in Maastricht geboren und aufgewachsen ist, gegen dieses negative Bild angehen. Dann würden vielleicht auch die kritischen Kinder im Hause Timmermans künftig wieder versöhnlichere Scherze machen.

Marlen Keß

(RP)
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