Persönlich Franz-Josef Overbeck . . . ist im Dienst ein Umweltsünder

Schon der volkstümliche Name seines hohen Weiheamtes hätte uns doch misstrauisch machen sollen: "Ruhrbischof" - das klingt nicht gerade nach einem Titel für Umweltaktivisten.

Dennoch hat sich der katholische Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck (51), auch in Umweltfragen zu Wort gemeldet und im Vorfeld des Pariser Klimagipfels an die Menschen appelliert, nach ihren Möglichkeiten die Schöpfung zu bewahren. Sie sollten ihren Lebensstil ändern und damit konkret dazu beitragen, den Ausstoß von Kohlendioxid zu verringern. So weit, so gut - und so bekannt besonders unter Seelsorgern beider christlicher Kirchen hierzulande.

Aber jetzt das: Schon wieder belegt der Ruhrbischof nach 2013 und 2014 den letzten Platz einer Liste, mit der die Dienstfahrzeuge deutscher Bischöfe nach ihrer Umweltverträglichkeit hübsch sortiert werden. Overbeck ist kein kleiner Bischof und hat sich auch darum für den geräumigen Phaeton entschieden. Dass dieses Fahrzeug dem Werk von Volkswagen entstammt, tut ausnahmsweise wenig zur Sache. Denn mit einem Kohlendioxid-Ausstoß von 224 Gramm pro Kilometer liegt die VW-Limousine ohnehin satte 100 Gramm über jenem Grenzwert, den die Europäische Union für Neuwagenflotten festgesetzt hat. Ob an dieser Zahl also noch technisch ein bisschen rumgespielt und getrickst wurde, ist angesichts dieser ebenso bedenkenswerten wie bedenklichen Werte auch nicht mehr entscheidend.

Von den 47 befragten Bischöfen - katholisch und evangelisch - führen 21 mit ihrem Dienstwagen ein umweltsündiges Leben. Diese Umfrage der Deutschen Umwelthilfe ist Gold wert. Denn endlich haben wir für das Schmelzen der Gletscher, den Anstieg des Meeresspiegels und die Verwüstungen ganzer Landstriche namentlich bekannte Sündenböcke. Das beruhigt ein wenig. Gleich heute Abend zum Beispiel, auf unserer kilometerlangen Heimreise so ganz alleine im Auto.

Lothar Schröder

(RP)
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