Umstrittener Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst heute beim Papst

Rom · Der umstrittene Bischof will sein Amt nicht aufgeben. Auch Kardinal Meisner ist zur Audienz geladen.

Nach tagelangem Warten auf ein Gespräch mit dem Papst bekommt der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst heute eine Audienz bei Papst Franziskus. Das hat ein Sprecher des Bistums gestern bestätigt. Eine Uhrzeit für das Treffen im Vatikan nannte er nicht. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung soll das Treffen um 12 Uhr am Mittag stattfinden.

Tebartz-van Elst befindet sich seit Sonntag voriger Woche in Rom, ein Termin bei Franziskus war zunächst nicht zustande gekommen. Der Bischof steht wegen der enormen Kostensteigerung für den Neubau seiner Residenz unter Druck.

Tebartz-van Elst sei nicht bereit, freiwillig das Amt aufzugeben, berichtete die ""Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Stattdessen setze er auf genauere Überprüfungen. Diese würden zeigen, dass er nicht allein verantwortlich sei für die gestiegenen Baukosten für das neue Diözesanzentrum und das bischöfliche Haus. Seit vergangenem Freitag untersuchen Kassenprüfer, wie es zu der enormen Kostensteigerung beim Neubau kommen konnte. Wann der Bericht der Kommission vorliegt, ist unklar.

Laut "Bild"-Zeitung hat sich der Präfekt des Päpstlichen Hauses, Kurienerzbischof Georg Gänswein, gestern in Rom bereits mit Tebartz-van Elst getroffen. Über den Inhalt dieses Gesprächs wurde nichts bekannt. Ebenfalls heute wird der Kölner Kardinal Joachim Meisner von Franziskus empfangen. Zu Meisners Kirchenprovinz gehört das Bistum Limburg. Der Vatikan bestätigte nicht, dass der Kardinal auch beim Gespräch des Papstes mit Tebartz-van Elst anwesend sein wird. Audienzen des Papstes werden vorab vom Heiligen Stuhl grundsätzlich nicht öffentlich mitgeteilt, Ausnahmen sind nur Treffen mit hohen Politikern.

Bruder weist Berichte zurück

Der Bruder des umstrittenen Bischofs hat unterdessen Berichte über eine Autismus-Erkrankung des Kirchenmannes zurückgewiesen. In einer gestern veröffentlichten Erklärung betonte der Freiburger Psychiatrie-Professor Ludger Tebartz-van Elst, sein Bruder leide "weder an einem Asperger Syndrom noch an einer anderen Variante von Autismus". Zuvor hatte die "FAS" berichtet, der Bruder habe Vertrauten angeblich gesagt, der Bischof leide unter dem Asperger Syndrom, einer Form von Autismus. Ebenfalls dementiert wurde gestern, dass der Papst bei dem vertraulichen Gespräch mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, am Donnerstag entsetzt auf die Nachricht von der Kostenexplosion in Limburg reagiert habe. Dies, so die Deutsche Bischofskonferenz, sei eine reine Spekulation des Blattes.

Unterdessen gingen am Wochenende führende Vertreter des Bistums Limburg öffentlich auf Distanz zu ihrem Bischof. Domdekan Günther Geis, der Vorsitzende des Domkapitels, sagte, die Bereitschaft zur Zusammenarbeit sei "bei Null". Es müsse einen Neuanfang mit einem neuen Bischof geben.

Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen erwartet, dass Tebartz-van Elst selbst die Initiative ergreift. "Ich bin sicher, dass er selbst das Seine tun will, um der Kirche weiteren Schaden zu ersparen." Der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Armin Laschet warnte vor einer leichtfertigen Beurteilung der Vorfälle, auch wenn die Debatte dem Ansehen der Kirche schade: "Als Politiker sind wir keinen Deut besser, wenn ich auf die Elbphilharmonie oder den Berliner Flughafen sehe."

(RP)
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