Islamischer Staat Frau dreht heimlich Video in IS-"Haupstadt" Raqqa

Raqqa · Die syrische Raqqa gilt als inoffizielle Hauptstadt der Terrormiliz "Islamischer Staat". Im französischen Fernsehen wurde nun ein Film ausgestrahlt, den eine Frau mit versteckter Kamera gedreht hatte. Der Film zeigt den Alltag auf den Straßen der Stadt. Strenge Kontrollen und Waffen sind allgegenwärtig.

Frau dreht Film in IS-"Hauptstadt" Rakka
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Der Sender "France 2" strahlte das Material aus. Es wurde gedreht von einer Frau, die bekleidet mit einem Niqab (Gesichtsschleier) durch die Straßen von Raqqa läuft. Den Schleier trägt sie gelockert, vermutlich versteckt sie irgendwo am Kopf ihre Kamera.

Bewaffnete Männer prägen das Straßenbild. Viele von ihnen tragen Gewehre des russischen Typs Kalaschnikow, die im Nahen Osten seit vielen Jahrzehnten weit verbreitet sind. Die Männer kontrollieren Autos, andere bewachen das Geschehen auf öffentlichen Plätzen und großen Kreuzungen. In einer Szene ist eine Frau zu sehen, die mit ihren Kindern zum Spielplatz geht. Auch sie trägt eine Waffe.

Laut Reportage ist es in der Stadt gespenstisch ruhig. Das öffentliche Spielen von Musik ist verboten. Alle Einwohner der Stadt sind angehalten die Gebetszeiten genau einzuhalten. Kinos oder Theater gibt es nicht mehr. Jegliche Form von öffentlicher Unterhaltung wurde eingestellt.

Die Frau muss mindestens eine brenzlige Situation überstehen. Plötzlich hält sie ein Wagen an. Im Auto sitzen zwei Männer. Einer von ihnen moniert, dass die Frau ihren Schleier nicht ordnungsgemäß trägt. Schließlich sei ihr Gesicht fast unverdeckt. Die Frau entschuldigt sich und sagt es tue ihr Leid. Die Männer lassen sie weitergehen. "Allah liebt Frauen mit verschleiertem Gesicht", geben sie ihr mit auf den Weg.

Anschließend besucht die Frau ein Internet-Cafe. Hier trifft sie mehrere Frauen, die aus Frankreich nach Syrien gekommen sind. Einige von ihnen sind offenbar ihren Männern gefolgt, die für IS kämpfen. Über Facebook halten sie Kontakt zu ihren Familien in Frankreich. Zurück wollen sie nicht. Es geht ihnen gut, sagen sie. 150 Frauen aus Frankreich sollen inzwischen in Raqqa leben.

Raqqa war in den vergangenen Wochen immer wieder das Ziel von Luftangriffen. Vor zwei Wochen waren bei einem Angriff der syrischen Armee 25 Menschen getötet worden. Als US-Präsident Barack Obama in dieser Woche Luftangriffe auf IS-Stellungen autorisierte, fiel auch immer wieder der Name der 200.000-Einwohner-Stadt.

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