Krefeld Frau wirft ihre Kinder aus Fenster

Krefeld · Familiendrama in Krefeld-Hüls: Eine 33-Jährige hat wohl drei Kinder auf die Straße geworfen und dann versucht, sich selbst das Leben zu nehmen. Die Kinder schweben in Lebensgefahr.

Eine dreifache Mutter hat offenbar gestern am frühen Morgen ihre Kinder aus dem Fenster einer Wohnung im zweiten Stock in Hüls geworfen. Die drei, fünf und sechs Jahre alten Kinder wurden gegen 4.45 Uhr von einem Fahrradfahrer schwer verletzt auf dem Gehweg entdeckt. Die Polizei nahm die Mutter wenig später in der Wohnung fest. Sie hatte offenbar versucht, sich das Leben zu nehmen. Die Kinder schweben in Lebensgefahr.

Zum Tathergang hat die Beschuldigte bei ihrer Vernehmung bislang keine Angaben gemacht. Sie stehe, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Krefeld, aber unter dringendem Verdacht, ihre Kinder aus dem Fenster geworfen zu haben. Was in der Wohnung genau geschehen ist, wollten die Ermittler noch nicht sagen. Eine Beteiligung Dritter schließen sie bisher aber aus.

Fest steht bislang, dass die Frau allein in der Dachgeschosswohnung war, als die Polizisten sie gestern Morgen festnahmen. Sie hatte dort nach der Trennung von ihrem Mann offenbar allein mit den Kindern gewohnt. Anwohner berichteten, dass sie erst vor drei Jahren mit ihrem Mann in die Wohnung gezogen war. Wieso sich das Paar getrennt hat, war zunächst nicht bekannt - wohl aber, dass der Vater der Kinder sich anschließend nur 100 Meter entfernt eine eigene Wohnung genommen hatte.

In der Nachbarschaft saß der Schock tief. Ein 16-jähriger Anwohner war am Morgen durch Aufprallgeräusche aus dem Schlaf geschreckt worden. "Ich wusste im ersten Moment nicht, was das war", sagte er. Auch Nachbarin Hildegard S. wurde deshalb wach. Sie berichtete: "Ich habe etwas gehört. Ich dachte, es wäre das Wimmern von jungen Katzen."

Anwohner berichteten auch, dass die Frau nach dem Auszug ihres Mannes immer verschlossener geworden sei. In der Folge kündigte die 33-Jährige, die bis dahin als beliebt und gesellig gegolten hatte, mehreren Bekannten offiziell die Freundschaft und zog sich immer weiter aus dem öffentlichen Leben zurück. Ihre Freunde wussten nicht, wieso sie das tat. Einen Grund für ihren Rückzug nannte sie offenbar nicht.

Für Gerd Reimann vom Bundesverband deutscher Psychologen ist dieses Verhalten typisch für Menschen, die mit dem Gedanken spielen, sich das Leben zu nehmen. "Es ist ein eindeutiges Alarmsignal, wenn Personen plötzlich jeglichen Kontakt zu ihrem Umfeld abbrechen", sagte der Diplom-Psychologe: "Sie wollen mit niemandem mehr etwas zu tun haben und entwickeln eine Egalhaltung."

Bei einer Tat wie in Krefeld sprechen die Experten von einem erweiterten Suizid. "Die betroffene Person will nicht nur sich selbst das Leben nehmen, sondern auch noch den eigenen Kindern, weil sie denkt, dass nach dem eigenen Ableben niemand mehr da sein wird, der sich um sie kümmern kann", so Reimann. Eine solche Tat sei auch keine Kurzschlusshandlung, sondern lange geplant. Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen bestätigte, dass oft Trennungsdramen der Auslöser für erweiterte Suizide sind.

(RP)
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