Persönlich Frauke Petry ... spricht ein AfD-Hörbuch

Ob Bibi Blocksberg, die Gebrüder Grimm oder Harry Potter - im Hörbuch-Sektor gehen Märchen besonders gut. Wer davon gelangweilt ist oder argwöhnt, das eigene Navi schlage verdächtig oft vor, links abzubiegen, kann bald - kein Witz - das Grundsatzprogramm der AfD ins CD-Laufwerk schieben.

Vorgelesen von Frauke Petry (41) höchstpersönlich, die vielleicht aufgrund dieser löblichen Tätigkeit schlichtweg keine Zeit hatte, die antisemitischen Tiraden des AfD-Manns Wolfgang Gedeon zu verurteilen.

Die Reaktionen auf Petrys Facebook-Post mit Porträtfoto vorm Hörbuchsprecher-Mikrofon verraten mehr als manche politische Analyse: Mehr als 4200 Menschen gefällt der Eintrag, sie schicken Herzchen, gereckte Daumen und Ausrufezeichen. Dutzende schwärmen von Petrys Schönheit und dass sie eine tolle Kanzlerin abgeben werde. Manche fragen, wo es das "Höhrbuch" gebe, andere wünschen sich, Petrys Co-Parteichef Jörg Meuthen möge die Präambel ebenfalls einsprechen, der Gerechtigkeit wegen. Eine Veröffentlichung auf Arabisch verbitten sich viele, andere fordern sie, damit aller Welt klar werde, "dass die Zapfhähne für Milch und Honig bald zugedreht werden".

Kritiker nutzen die Hörbuch-Idee als Steilvorlage zu Unterstellungen von Analphabetismus bei AfD-Fans, eine Leserin regt eine Bilderbuch-Edition an. Die Gründe für die ungewöhnliche Maßnahme sind vielleicht weniger politisch denn persönlich: Petry ist Organistin und Chorleiterin, womöglich vermisst sie das Publikum, das ihr vor allem die Vize-Parteichefs Beatrix von Storch und Alexander Gauland streitig machen, denen ja regelmäßig öffentlichkeitswirksam Maus und Stimmbänder ausrutschen.

Sicher ist nur eins: Das von Fans halb befürchtete, halb erhoffte Verkaufsverbot des Hörbuchs durch "die Altparteien" bleibt aus. Finden doch gerade AfD-Kritiker: Je mehr potenzielle Wähler deren Programm verstehen, desto besser.

(tojo)
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