Düsseldorf Friedensforscher sehen Wende bei Rüstung

Düsseldorf · Die weltweiten Rüstungsausgaben sind zum ersten Mal seit 16 Jahren gesunken. Das geht aus einer neuen Studie des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri hervor. Die Erlöse der 100 größten Rüstungskonzerne der Welt sanken demnach 2011 um fünf Prozent auf 410 Milliarden US-Dollar (306 Milliarden Euro).

Die Experten nennen als Grund für die Abrüstung zum einen den Sparkurs vieler Regierungen, zum anderen den Truppenabzug aus dem Irak und aus Afghanistan. Mitte der 90er Jahre war das Ende des Kalten Krieges der Grund für die Abrüstung. Mit "Abrüstung" ist in diesem Zusammenhang nicht erst die Verschrottung von Waffen, sondern bereits das Schrumpfen der Wehretats gemeint. Allerdings lag auch die Zahl der atomaren Sprengköpfe Anfang 2012 mit rund 19 000 unter derjenigen von 20 530 im Vorjahr.

Zu den Ausnahmen vom weltweiten Trend – das Wachstum der Rüstungsausgaben hatte sich schon 2010 verlangsamt – gehört die deutsche Rüstungsindustrie: Sie konnte ihren Umsatz der weltweiten Branchenkrise zum Trotz steigern. Damit verbesserten die deutschen Firmen auch ihr relatives Gewicht im Ranking der weltweiten Konkurrenz: Der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern etwa steigerte den Umsatz seiner Rüstungssparte (gepanzerte Fahrzeuge, Munition) um sieben Prozent und klettert in der "Top 100" der Branche von Platz 32 auf Platz 26. Der süddeutsche Panzerproduzent Krauss-Maffei/Wegmann hielt sich mit einem Plus von knapp zehn Prozent auf Platz 54, während der Essener Dax-Konzern ThyssenKrupp (U-Boote und Kriegsschiffe) seinen Waffenumsatz um über 55 Prozent steigerte und um acht Plätze auf Rang 49 vorrückte.

Beobachter erklären den Ausnahme-Erfolg der deutschen Unternehmen mit dem traditionellen Vertrauen der wichtigsten Rüstungskunden in die deutsche Ingenieurskunst. Deutschland war laut Rüstungsexportbericht der Bundesregierung mit einem Ausfuhrvolumen von 1,24 Milliarden Euro 2011 fünftgrößter Waffenhändler der Welt. Ein Drittel der Exporte ging an EU- und Nato-Länder, gefolgt von Brunei, Singapur und dem Irak. Angeführt wird die Liste der weltgrößten Rüstungskonzerne weiterhin von Lockheed Martin (USA), Boeing (USA) und BAE Systems (GB).

(RP)
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