Friedensnobelpreis an ICAN Ein Zeichen gegen die Eskalation

Meinung | Düsseldorf · Man sagt dem Komitee des Friedensnobelpreises nach, dass seine Juroren gerne einen Überraschungssieger küren. Aber davon kann man in diesem Jahr gewiss nicht sprechen. Aktuelle Brisanz hat die Entscheidung wegen der Spannungen um Nordkorea.

 ICAN-Chefin Beatrice Fihn.

ICAN-Chefin Beatrice Fihn.

Foto: afp

Die internationale Kampagne zur atomaren Abrüstung (Ican) gehörte zu den hinter vorgehaltener Hand gehandelten Favoriten für die Auszeichnung. Es ist eine nachvollziehbare, vorhersehbare Wahl, die wenig polarisieren dürfte. Wer außer vielleicht Nordkoreas Diktator Kim Jong Un würde schon etwas auszusetzen haben an einem Bündnis aus 450 Friedensgruppen und Organisationen, die sich seit Jahren für atomare Abrüstung engagieren?

Dabei ist es genau dieser aktuelle Kontext internationaler Spannungen rund um das nordkoreanische Atomprogramm, die die Auszeichnung politisch aufladen. Man kann die Wahl des Nobel-Komitees als ein Zeichen gegen die Eskalation verstehen und als eine Ermunterung, die Anstrengungen zur nuklearen Abrüstung wieder zu verstärken.

Denn nach Jahren signifikanter Fortschritte auf diesem Gebiet ist der Prozess ins Stocken gekommen. Schlimmer noch: Der Welt droht eine neue Rüstungsrunde, die neue Atommächte entstehen lassen könnte. Nordkorea ist faktisch schon eine, der Iran könnte es in kurzer Zeit werden.

Die jeweiligen Nachbarstaaten drohen nachzuziehen. Das Risiko, dass es irgendwo auf der Welt erstmals seit 1945 zum Einsatz von Atomwaffen kommt, würde sich in den kommenden Jahren dramatisch vergrößern.

Noch ist es nicht soweit, noch ist Hoffnung. Deswegen ist es so wichtig, dass zivilgesellschaftliche Initiativen wie Ican weltweit Druck auf Politiker machen, sich dem atomaren Verhängnis entschlossen entgegenzustemmen.

Zu glauben, Atomwaffen ließen sich von heute auf morgen abschaffen, wäre naiv. Aber wir sollten wenigstens alles dafür tun, damit sie sich nicht noch weiter verbreiten.

(bee)
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