Persönlich Fritz Kuhn ... darf ab Montag Stuttgart regieren

Als erster Politiker der Grünen tritt Fritz Kuhn am nächsten Montag das Oberbürgermeister-Amt in der Schwabenmetropole Stuttgart an. Vieles ist der Sohn einer schwäbischen Beamtenfamilie schon gewesen: Landtagsabgeordneter, Wahlkampfberater, Lehrbeauftragter, Parteichef, Fraktionschef. Doch in den letzten Jahren war es ruhig um den einstigen Strippenzieher der Macht geworden. In der Grünen-Fraktion in Berlin schaffte er es zwar noch einmal zu einem Vizeposten, doch für die Zukunft der Ökopartei schien er nicht mehr zu stehen. Viele sahen ihn eher als Relikt aus ersten rot-grünen Regierungsjahren, als Kuhn den Koalitionsvertrag mit aushandelte und als "Fischers Fritz" dem Vizekanzler Joschka Fischer indirekt das Einwirken auf die Partei ermöglichte, ohne dass dieser in einem zermürbenden Streit um die Trennung von Regierungs- und Parteiamt Reibungsverluste hinnehmen musste.

Auf der Erfolgsspur des 64-jährigen Parteifreundes Winfried Kretschmann, der es auf den Chefstuhl in der Landesregierung schaffte, hat es nun auch der 57-Jährige noch einmal allen gezeigt. Nix Ex-Irgendwas, nix verblassender Stellvertreter: Kuhn tritt sein Amt als Oberbürgermeister in Stuttgart an. In der Stadt, in der morgen FDP-Chef Philipp Rösler beim Dreikönigstreffen der Liberalen für ein Verbleiben im Amt kräftig punkten muss, hat Kuhn gezeigt, wie Grüne die Wähler aus dem bürgerlichen Lager für sich gewinnen: Indem sie die Tassen im Schrank lassen und selbst als Bürgerliche agieren. Kuhn war stets Oberrealo, und sein Vorsatz, mit grünen Ideen schwarze Zahlen zu schreiben, funktioniert bei schwäbischen Autobauern.

Doch Kuhn muss eine Stadt einen, die über Stuttgart 21 tief gespalten ist. Das Versöhnen entspricht Kuhns Naturell, aber auch bei den eigenen Parteifreunden wird es ihm schwerfallen, sie von den Barrikaden vor dem Bahnhofsprojekt wieder herunterzuholen.

(RP)
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