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Berlin Gauck lobt "Graswurzelbewegung der Menschlichkeit"

Berlin · Der Bundespräsident stimmt die Deutschen in seiner Rede auf eine "Kraftanstrengung" zur Bewältigung der Flüchtlingskrise ein.

Bundespräsident Joachim Gauck hat sich in seiner wegweisenden Rede zur Flüchtlingskrise "tief beeindruckt" von der Hilfsbereitschaft im Land gezeigt. Das Staatsoberhaupt sprach von einer "Graswurzelbewegung der Menschlichkeit", die eingesprungen sei, wo der Staat nicht schnell habe helfen können. Zugleich bereitete er das Land darauf vor, dass die Bewältigung der Flüchtlingskrise eine "Kraftanstrengung" werde, wie sie die Bundesrepublik selten habe meistern müssen und es "unpopulärer Schritte" bedürfe. In absehbarer Zukunft würden wohl weniger Wohnungen fertiggestellt, als Menschen kommen. "Wettbewerb um Wohnraum, besonders preiswerten Wohnraum, dürfte unvermeidlich sein".

Bewusst nahm Gauck in seiner Rede Bezug auf Johannes Rau, jenen Präsidenten, dem es inbesondere um den Zusammenhalt der Gesellschaft ging. Das Anliegen, diesen Zusammenhalt zu sichern, zieht sich wie ein roter Faden durch Gaucks Rede. Er betonte die "herausragende Bedeutung" des Asylrechts als "Lehre aus der Schreckenszeit des Nationalsozialismus", als Juden und politisch Verfolgte in anderen Ländern Schutz hätten suchen müssen. Diese Lehre sei inzwischen "eingewoben in die politische DNA unseres Landes".

Zugleich griff Gauck die zwiespältigen Gefühle vieler Deutscher auf und gab auch jenen eine Stimme, die sich zunehmend sorgen: "Wird der Zuzug uns irgendwann überfordern? Werden die Kräfte unseres wohlhabenden und stabilen Landes irgendwann über das Maß hinaus beansprucht?" Die Entscheidung der Kanzlerin von vor drei Wochen, die in Ungarn festsitzenden Flüchtlinge ins Land zu lassen, nannte er hingegen "menschlich".

Die Gruppe der Flüchtlinge beurteilt Gauck differenziert. Bei vielen, die zu uns kommen, würden wir erleben, dass "sie Freiheit und Frieden schätzen", sagte der Präsident. Und dann werde es Menschen geben, die Säkularismus und Moderne kritisierten. "Um diese Menschen müssen wir uns bemühen", fordert Gauck. Er rechnet aber auch mit "Fundamentalisten und andere Ideologen".

An die Flüchtlinge gewandt sagte Gauck: "Nach den Mühen Ihrer Odyssee will ich Ihnen sagen: Sie sind hier sicher." Der Präsident fordert die Neuankömmlinge auf: "Bringen Sie sich voll ein in der Gesellschaft." Zugleich verwies er darauf, dass sich Deutschland durch Neuankömmlinge wiederholt verändert habe. "Aber es ist dabei den Werten, die es sich in einer schmerzvollen Geschichte erarbeitet hat, immer treu geblieben."

(qua)
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