Lünen/Halle Gefallenenlisten des Ersten Weltkriegs jetzt im Internet

Lünen/Halle · "Verlustlisten" hießen sie offiziell. Es sind Listen des Todes und des Leids. Auf 31.000 Seiten im Format kleinerer Zeitungen haben die Behörden im Ersten Weltkrieg kurz verzeichnet, welche Soldaten verwundet, vermisst oder gefallen waren. In Verordnungs- und Anzeigeblättern wurden die Listen veröffentlicht.

Die mehr als 8,5 Millionen Datensätze können jetzt im Internet abgerufen werden. Angehörige können so die Namen ihrer Verwandten leichter finden, um weitere Nachforschungen anzustellen. 767 Freiwillige haben die Daten erfasst. Die Verlustlisten waren zu Kriegszeiten in jeder Gemeinde veröffentlicht worden. In den ersten Kriegsjahren erschienen sie nahezu täglich.

Rund zwei Millionen deutsche Soldaten starben im Ersten Weltkrieg. Die meisten Unterlagen über getötete oder verwundete Soldaten lagerten im Archiv des Preußischen Heeres sowie im Zentralnachweisamt für Kriegerverluste und Kriegergräber. "Diese wurden aber während des Zweiten Weltkriegs zerstört", erklärt Jesper Zedlitz vom Verein für Computergenealogie in Lünen, der das Projekt leitet. "Die Verlustlisten liegen in vielen Landesarchiven und Universitätsbibliotheken." Zedlitz arbeitet als Informatiker an der Universität Kiel.

Der Verein hatte es sich 2012 zur Aufgabe gemacht, diese Verlustlisten neu zu ordnen. Über eine Suchmaske kann jetzt direkt nach einem Namen gesucht werden. Über die Verlustlisten kommen Interessierte an die Daten der militärischen Einheit und an den Aufenthaltsort der Soldaten. "Die Listen sind eine erste Anlaufstelle für Informationen über Soldaten", sagt Zedlitz. "Das Schicksal der Einzelnen ist jetzt besser nachvollziehbar."

Die Datensätze sind nicht nur interessant für Angehörige, sondern auch für die Forschung. "Das Projekt ist methodisch interessant und bringt uns auf neue Ideen", sagt Georg Fertig, Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Uni Halle-Wittenberg. "Es ist ein flächendeckender Datensatz, der Aufschluss darüber gibt, welche Regionen von besonders vielen Kriegsverlusten betroffen waren."

(dpa)
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