Auch Ausschreitungen in Deutschland Genua: Ermittlungen gegen Todesschützen

Genua (rpo). Der Polizist, der den tödlichen Schuss auf den Demonstranten beim G-8-Gipfel in genua abgab, muss sich wegen Todschlags verantworten. Gegen ihn wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Die italienische Staatsanwaltschaft erklärte am Samstag, sie habe Ermittlungen gegen den 20-Jährigen eingeleitet, der wegen eines Schocks im Krankenhaus behandelt wurde. Unterdessen protestierten in Genua erneut rund 20.000 Demonstranten gegen das Gipfeltreffen der sieben wichtigsten Industriestaaten und Russlands. In der Nacht war es auch außerhalb Italiens zu Protestaktionen gekommen.

Viele Demonstranten in Genua führten Flaggen von Gewerkschaften mit sich. Einige Demonstranten riefen den Polizisten "Mörder!" zu. Das Sozialforum Genua, das die Protestaktionen von rund 700 Gruppen koordiniert, forderte nach dem Tod des 23-jährigen Demonstranten Carlo Giuliani auf seiner Website einen sofortigen Stopp des Gipfels. Die Polizei müsse abgezogen werden, forderte das Sozialforum weiter.

Die deutsche Abteilung des Netzwerkes ATTAC kündigte an, dass am Samstag um 14.00 Uhr die geplante Großdemonstration in Genua wegen des Todesfalles als Trauermarsch beginnen sollte.

Die G-8-Staatschefs bedauerten am Freitagabend den Tod des Demonstranten. Gleichzeitig verurteilten sie die gewaltsamen Ausschreitungen und appellierten an die Globalisierungsgegner, ihre Anliegen friedlich auszudrücken und gewaltbereite Demonstranten zu isolieren.

In Griechenland zogen am Freitagabend etwa 1.000 Menschen durch die Innenstadt von Athen und riefen "Mörder, Mörder". Vor einem Gebäude der Europäischen Union kam es zu einem Handgemenge zwischen den Demonstranten und der Polizei. Verletzt wurde niemand.

In Zürich wurde in der Nacht zum Samstag mit Feuerwerkskörpern ein Anschlag auf das italienische Tourismusbüro verübt. Der Sachschaden war gering, wie die Stadtpolizei bekannt gab. Die Verantwortung für die Tat übernahm die Bewegung "Für eine Revolutionäre Perspektive".

Ausschreitungen in Deutschland

Auch in Deutschland kam es in der Nacht zu Ausschreitungen. In Hamburg wurden bei Geldinstituten Scheiben eingeworfen und mit Hilfe von Molotow-Cocktails vier Müllcontainer und Holzpaletten in Brand gesetzt. Kurz nach 02.00 Uhr demonstrierten Taxifahrer mit einem 40-minütigen Taxikorso durch die Hamburger Innenstadt gegen die Ereignisse in Genua.

In Köln demonstrierten am Freitagabend rund 150 Menschen vor dem italienischen Generalkonsulat. In Magdeburg wurden bei einer Spontandemonstration der linken autonomen Szene Beamte mit Steinen beworfen und insgesamt 13 Personen festgenommen.

In Bonn rief die Gruppe "Risingtide", die anlässlich der Weltklimakonferenz in Bonn demonstriert, für Samstagabend zu einem Trauerzug durch die Innenstadt auf. In München rief das "Bündnis gegen Rassismus" ebenfalls für Samstagabend zu einem Fest der Solidarität auf.

Die Vorsitzenden der Jungsozialisten in Deutschland und Italien, Niels Annen und Vinivio Peluffo verurteilten in einer gemeinsamen Erklärung die Tötung Giulianis. Durch die gewalttätigen Auseinandersetzungen werde das eigentliche Anliegen der übergroßen Mehrheit der Demonstranten in den Hintergrund gerückt. Aber bereits im Vorfeld des Gipfels seien durch die Abriegelung ganzer Stadtteile und willkürliche Ausreiseverbote demokratische Bürgerrechte massiv eingeschränkt worden.

(RPO Archiv)
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