Persönlich Georg Funke . . . war das Gesicht der Finanzkrise

Er sieht aus wie ein Biedermann und war doch einer der Brandstifter der Finanzkrise: Georg Funke, bis 2008 Chef der Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE). Ab heute muss sich der Gelsenkirchener vor dem Landgericht München verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 61-Jährigen Bilanzfälschung vor: Funke habe systematisch die Lage der Bank geschönt. Funke weist alle Vorwürfe zurück. In den dramatischen Wochen im Oktober 2008 garantierten Kanzlerin Merkel und ihr Finanzminister Steinbrück den deutschen Sparern ihre Einlagen, um einen Sturm auf die Banken zu verhindern.

Die HRE wurde mit zehn Milliarden Euro Steuergeld und 124 Milliarden Garantien gerettet. Ihr Geschäftsmodell, Geld langfristig an Immobilieninvestoren zu vergeben und es sich selbst kurzfristig zu leihen, war nach der Pleite der Lehman-Bank zusammengebrochen. Funke musste gehen. Doch anstatt sich in Demut zu üben, verklagte er 2009 seinen früheren Arbeitgeber auf Millionen-Abfindung und Pensionen.

Kritik daran konnte er nicht verstehen: "Ich werde als schlimmster Gier-Banker beschimpft, damit habe ich in keinem deutschen Unternehmen mehr eine Chance", jammerte er 2012 im Interview mit der "Bild". Auf die Idee, dass es an seiner mangelnden Einsicht lag, kam der Vater dreier Kinder nicht.

Zunächst war sein Lebenslauf unauffällig: Nach dem Betriebswirtschafts-Studium hatte Funke seine Karriere bei einer Essener Immobilienfirma begonnen, bevor er zu Banken nach Düsseldorf und London wechselte. Nach dem HRE-Debakel versuchte er sich als Makler von Luxus-Immobilien auf Mallorca.

Im schlimmsten Fall drohen Funke und seinem mitangeklagten früheren Finanzchef mehrjährige Haftstrafen. Bislang musste aber noch kein Krisen-Banker hinter Gittern. Nie gelang es der deutschen Justiz, kriminellen Vorsatz nachzuweisen. Und Gier und Managementversagen sind nicht strafbar - selbst bei einem Georg Funke nicht. Antje Höning

(RP)
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