Persönlich Georg Ratzinger . . . feiert 90. bei Benedikt in Rom

Vor zehn Jahren, als Georg Ratzinger 80 wurde, kam sein drei Jahre jüngerer Bruder Joseph zum Gratulieren nach Regensburg. Ein Jahr später wurde aus Bruder Joseph Papst Benedikt XVI. Der ältere Ratzinger war wie vom Donner gerührt. Noch am Tag der Papstwahl, dem 19. April 2005, hatte er gesagt (und gehofft), sein Bruder werde bestimmt nicht Papst.

Die beiden tief frommen Ratzinger-Brüder, die 1951 zusammen zu Priestern geweiht wurden, wollten eigentlich ihren Lebensabend daheim bei Regensburg verbringen. Nun, der Herrgott hatte mit Joseph anderes vor, wie es Georg stets formulierte.

Morgen, an seinem 90. Geburtstag, wird Georg Ratzinger in der Nähe seines Papstbruders im Ruhestand sein. Vor kurzem hat er nach Herzbeschwerden die römische Gemelli-Klinik aufsuchen müssen, sie inzwischen jedoch wieder verlassen. Bruder Joseph war aus seiner Klosterwohnung in den vatikanischen Gärten in einem Wagen mit verdunkelten Scheiben kurzzeitig für einen diskreten Besuch ans Krankenbett gekommen.

Georg Ratzinger wurde nicht wie sein Bruder als Gelehrter, Kardinal und Pontifex maximus weltberühmt; zu einer bayerischen musikalischen Institution mit hohen Auszeichnungen im In- und Ausland hat es aber auch er gebracht.

Lange Jahre leitete der Geistliche und Kirchenmusiker, der schon als Elfjähriger die Orgel spielen konnte, als Domkapellmeister (Dirigent) den 1000 Jahre alten Chor "Regensburger Domspatzen". Als vor wenigen Jahren der Missbrauch von Schutzbefohlenen die Schlagzeilen bestimmte, räumte der Papstbruder freimütig ein, dass es unter seiner strengen Chorleitung hin und wieder Ohrfeigen (er sagte bayerisch: "Watschn") gesetzt habe. Der fast erblindete Jubilar erwies sich in den acht Papstjahren Benedikts gelegentlich als brüderlich-gewitzte Plaudertasche. Auch verfasste er ein neugierig machendes Buch "Mein Bruder der Papst".

(RP)
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