Persönlich Gertrude aus Wien . . . warnt vor Rechtspopulisten

Mit ernsten Worten richtet sich eine alte Dame aus Wien an das österreichische Volk: In dem Video, das bei Youtube inzwischen millionenfach angesehen wurde, spricht Oma Gertrude, deren Nachname im Video nicht genannt wird, über den Präsidentschaftswahlkampf: "Die Beleidigung anderer, das Runtermachen, das Schlechtmachen - das stört mich am allermeisten." Sie wählt ihre Worte mit Bedacht, bleibt sachlich, ihr Blick eindringlich. Denn in dem knapp fünf Minuten langen Video richtet sie eine emotionale Botschaft an die Wähler Österreichs. Vor dem Urnengang am 4. Dezember, bei dem Norbert Hofer von der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) und der Grüne Alexander Van der Bellen zur Wahl stehen, will sie davor warnen, den Rechtspopulisten die Stimme zu geben. Die Ansichten der rechten Politiker ihres Landes, ihre Aggressivität, selbst ihre Wortwahl - all das erinnert die 89-Jährige an das nach eigenen Worten schlimmste Kapitel ihres Lebens: "Das Niedrigste aus dem Volk herausholen, nicht das Anständige. Das war schon einmal der Fall." Laut Video-Abspann sei sie im Alter von 16 Jahren mit ihren Eltern und zwei Brüdern nach Auschwitz deportiert worden. Ihre gesamte Familie sei dort umgebracht worden. Sie habe als Einzige überlebt. Nun warnt sie vor den Ankündigungen der FPÖ, etwa von Heinz-Christian Strache, der von einem bevorstehenden Bürgerkrieg spricht. Als Siebenjährige habe sie selbst einen Bürgerkrieg erlebt: "Da habe ich meine ersten Toten gesehen. Leider nicht die letzten. Und dann sagt ein Politiker, ein Bürgerkrieg sei möglich. Das geht nicht!" Für die Rentnerin ist vor allem Österreichs Jugend die letzte Hoffnung darauf, dass sich solch ein Grauen nicht wiederholt. Sie ruft dazu auf, "vernünftig zu wählen". Umfragen sehen derzeit Norbert Hofer (FPÖ) vor dem Grünen Alexander Van der Bellen.

Marcel Romahn

(RP)
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