London Gesundheitssystem in Großbritannien in der Krise

London · Ein schottischer Teenager wird zum Gesicht der schlimmsten Krise, die das britische Gesundheitssystem jemals erlebt hat. Bethany Walker starb in einem Krankenhaus in Inverness, nachdem ihre Grippe zu einer Lungenentzündung geführt hatte. Die 18-Jährige, die eine Ausbildung als Hebamme ansteuerte, ist eine von bisher 93 Grippetoten in England und Schottland in diesem Winter. In der vergangenen Woche stiegen die Krankenhauseinlieferungen aufgrund von Influenza-Symptomen um 77 Prozent.

Eine offizielle Statistik von "Public Health England" weist die Dimensionen der Grippe-Welle aus: Allein in den ersten Wochen des Jahres 2018 wurden mit mehr als 2800 Fällen dreimal mehr Grippepatienten als 2017 behandelt. Die Influenza-Epidemie kommt zu einer Zeit, in der National Health Service (NHS) sowieso schon in einer Krise steckt, die Experten als die schlimmste seiner 70-jährigen Geschichte bezeichnen. Die britische Premierministerin Theresa May musste sich in der letzten Woche öffentlich entschuldigen, nachdem der NHS rund 55.000 Operationen absagen musste, weil es an freien Betten in Krankenhäusern fehlt.

68 leitende Ärzte schrieben nun einen Brandbrief an die Premierministerin. Sie treibt die Sorge über die teils katastrophalen Zustände in den Krankenhäusern: Patienten würden "vorzeitig sterben", weil die Bedingungen oft "entsetzlich" wären und man bis zu 120 Patienten in Korridoren betreuen müsste. Die Sicherheit von kranken Menschen sei in einem Maße kompromittiert, so die Mediziner, "das nicht mehr akzeptabel ist trotz der größten Anstrengungen der Mitarbeiter". Die Ärzte machten die chronische Unterfinanzierung des Gesundheitssystems für die Krise verantwortlich.

(witt)
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