Gewalt in Katalonien

Die Forderung nach einer Loslösung Kataloniens vom Rest Spaniens ist wahrhaftig nicht neu, sie ist fester Bestandteil der politischen Identität einer Region, die traditionell auf Abstand zur Zentralregierung in Madrid achtet. Das hat mit kulturellem Stolz zu tun, vor allem aber auch mit Besitzstandsdenken in Spaniens reichster Region. Dass sich der Streit gerade jetzt derart zuspitzt, ist auch eine Folge der schweren Wirtschaftskrise, die Spanien in den letzten Jahren durchgemacht hat. Sie hat bei vielen Katalanen die Idee verstärkt, in einem unabhängigen Staat ließe es sich besser leben.

Die Regierung in Madrid ist formal im Recht, wenn sie jetzt gegen das geplante Referendum vorgeht, das gegen die spanische Verfassung verstößt. Aber es hätte im Vorfeld die Möglichkeit gegeben, politisch Dampf aus dem Kessel zu lassen. Hätte das spanische Parlament den Weg für eine Abstimmung in Katalonien freigemacht, wäre diese höchstwahrscheinlich für einen Verbleib bei Spanien ausgegangen. Jetzt aber droht am 1. Oktober sogar Gewalt, und damit rückt eine Spaltung Spaniens tatsächlich näher.

(RP)
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