Fall Skripal Russland zweifelt an Erkenntnissen zu Giftanschlag

Moskau · Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen bestätigt die britischen Erkenntnisse zum Giftanschlag auf den russischen Ex-Agenten Skripal. Aber Russland erkennt das nicht an.

 Sergej Skripal bei einer Anhörung in Moskau (Archiv).

Sergej Skripal bei einer Anhörung in Moskau (Archiv).

Foto: rtr, EI/BSP

Russland werde "keinen Schlussfolgerungen" in der Skripal-Affäre glauben, bis auch russischen Experten Zugang zu den Proben gewährt werde, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Donnerstag in Moskau. "Es gibt überhaupt keine Informationen, wie, von wem, unter welchen Umständen diese Proben genommen wurden." Der Kurzbericht werfe "Fragen bei russischen Experten" auf und "erfordert eine zusätzliche detaillierte Analyse". Dies sei "keine Frage des Vertrauens, sondern eine Frage der Arbeit auf Grundlage konkreten Materials", betonte die Ministeriumssprecherin.

Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) hatte zuvor in einem Kurzbericht erklärt, bei einer Untersuchung von Blutproben von Skripal und seiner Tochter Julia seien die Erkenntnisse Großbritanniens "in Bezug auf die Identität der toxischen Chemikalie" bestätigt worden. Das verwendete Gift wird in dem Bericht allerdings nicht benannt.

Die britischen Behörden gehen davon aus, dass bei dem Anschlag im englischen Salisbury ein Nervengift der Nowitschok-Gruppe aus sowjetischer Produktion zum Einsatz kam. Die britische Regierung macht daher Moskau für den Giftanschlag vom 4. März verantwortlich, Russland weist jede Verantwortung zurück. Der Fall führte zu einer schweren diplomatischen Krise zwischen Russland und Großbritannien sowie zahlreichen weiteren westlichen Staaten.

Russland warf den britischen Behörden am Donnerstag vor, Skripals Tochter Julia gegen deren Willen in Großbritannien festzuhalten. Außenamtssprecherin Sacharowa sagte, die russische Regierung habe "allen Grund zu der Annahme", dass in dem Fall eine "absichtliche, gewaltsame Internierung" einer russischen Staatsbürgerin vorliege. Möglicherweise sei die 33-Jährige auch zu einer "inszenierten Bekanntgabe" gezwungen worden.

Julia Skripal hatte zuvor konsularische Hilfe durch die russische Botschaft abgelehnt. Sie sei über Ansprechpartner in der russischen Botschaft informiert worden, die "freundlicherweise" ihre Unterstützung angeboten hätten, sagte die 33-Jährige nach Angaben der britischen Polizei. Zum jetzigen Zeitpunkt" wolle sie "von diesem Angebot" aber keinen Gebrauch machen. Der Aufenthaltsort von Julia Skripal nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus ist nicht bekannt.

(eler)
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