Düsseldorf Glaubens-Traditionen weiterdenken

Düsseldorf · Wer eine Ahnung davon bekommen will, wie vielschichtig die Kräfte und Ideen sind, die auf die bevorstehende Bischofssynode in Rom (4. bis 25. Oktober) einwirken, sollte sich mit Aldegonde Brenninkmeijer-Werhahn unterhalten. Die Direktorin der belgischen "International Academy for Marital Spirituality" (Intams) hat sich intensiv mit Fragen von Ehe und Familie auseinandergesetzt: Tagungen wurden abgehalten, Experten befragt, Dokumentationen erstellt.

Wichtig für sie ist bei den Beratungen der rund 400 Synoden-Teilnehmer über Ehe und Sexualität, dass die Kirche Tradition nicht als feststehenden Monolithen versteht, sondern als eine Zusammensetzung aus vielen verschiedenen Traditionen. Und manche davon seien heute nur noch aus der Zeit ihrer Entstehung zu begreifen. "Die Größe unseres Glaubens ist, weiterdenken zu können, ohne die Tradition, die das Leben Jesu Christi uns gezeigt hat, zu verlieren."

Für Brenninkmeijer-Werhahn spiegelt sich darin ein wesentliches Verständnis von einer vitalen Kirche. Auch darum hat sie wenig Verständnis für jene, bei denen sie Angst selbst vor behutsamen und verantwortlichen Veränderungen erkennt. Früher habe man das Bild einer Kirche gelebt, die nach ihren Worten unnahbar war. Unter Papst Franziskus aber habe sich das wesentlich gewandelt. Was für ein Vertrauen habe er gezeigt, als er in den Fragebogen zur Synoden-Vorbereitung alle Gläubigen um ihre Meinung bat!

Natürlich weiß die Theologin aus Belgien, dass "die katholische Kirche kein Parlament ist". So wird es spannend sein, die Kirche für die kommenden drei Wochen in einer synodalen Verfassung agieren zu sehen. Die "Einheit in der Vielfalt" ist für Aldegonde Brenninkmeijer-Werhahn kein Schlagwort und erst recht kein Bild einer nur noch fragmentierten Kirche. Vielmehr sieht sie in der stärkeren Eigenständigkeit der Ortskirche den Charakter einer apostolischen Kirche gestärkt. Ein wichtiger Schritt dazu: "Der Papst könnte einen Teil seiner Autorität an die Bischofskonferenzen der einzelnen Länder zurückgeben."

Was die Synode am Ende bringen wird, weiß niemand. Aber sie könnte zumindest das Verständnis der Teilnehmer füreinander stärken. Es wäre schon viel erreicht, so die Theologin, wenn die Synodenväter untereinander Kollegialität pflegten. Jüngst reiste sie nach Rom, zu einem Disput mit den konservativen Kräften in der Synode. Anstrengend sei das gewesen, sagt Brenninkmeijer-Werhahn. Und lehrreich. Aber für beide Seiten.

(los)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort