Athen Griechische Flüchtlingszentren sind überfüllt

Athen · Die Regierung in Athen lässt Menschen aufs Festland bringen, um die Lage auf den Ägäis-Inseln zu entspannen.

Die Registrierzentren auf den Inseln der östlichen Ägäis sind überfüllt: Gestern wurden erstmals 10.000 Menschen in den Zentren gezählt, teilte der Flüchtlingskrisenstab in Athen mit. In den sogenannten Hotspots gibt es jedoch nur Unterbringungsmöglichkeiten für 7450 Menschen. Als Anfang April der EU-Türkei-Flüchtlingspakt in Kraft trat, harrten auf diesen Inseln 6232 Menschen aus.

Athen plant aus diesem Grund, Migranten von den Inseln zum Festland zu bringen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen erfuhr. Wegen des gescheiterten Putsches in der Türkei zögerten griechische Asylrichter, Menschen dorthin zurückzuschicken, berichtete die griechische Presse.

Das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei sieht einen Austausch vor: Die EU schickt Flüchtlinge und andere Migranten, die illegal in Griechenland eingereist sind, zurück in die Türkei. Für jeden zurückgeschickten Syrer darf seit 4. April ein anderer Syrer aus der Türkei legal und direkt in die EU einreisen. Bislang sind aber weniger als 500 Menschen auf diese Weise zurück in die Türkei geschickt worden.

"Die Lage ist sehr ernst, und sie wird von Tag zu Tag schwieriger", sagte die Präfektin der Inselgruppe Nördliche Ägäis, Christiana Kalogirou, im Rundfunksender "Skai". Zu der Region gehören Inseln wie Lesbos, Samos und Chios - Brennpunkte der Krise in Griechenland.

Die Inseln der östlichen Ägäis gehören zu den bevorzugten Anlaufpunkten der Schleuser, die Flüchtlinge über die Ägäis bringen. Zwar sind die Zahlen der Neuankömmlinge seit Inkrafttreten des Flüchtlingsabkommens deutlich gesunken. Kamen im Februar und Anfang März täglich durchschnittlich etwa 1800 Flüchtlinge und an manchen Tagen sogar bis zu 3000 auf die Inseln, waren es in den ersten sieben Wochen nach der Unterzeichnung des Vertrages im Tagesdurchschnitt nur etwa 35. Seit dem Putschversuch in der Türkei ist die Zahl allerdings auf durchschnittlich 80 bis 100 am Tag gestiegen - ein Indiz für gelockerte Kontrollen der türkischen Behörden.

Die meisten Flüchtlinge sitzen seit Monaten auf den Inseln fest. Eigentlich dürfen sie erst aufs Festland weiterreisen oder können erst abgeschoben werden, wenn über ihre Asylanträge entschieden ist. Doch die Bearbeitung dauert, weil Personal fehlt: "Insgesamt gibt es über 8000 Asylanträge, aber pro Tag werden nur etwa 60 bis 70 bearbeitet", berichtete Präfektin Kalogirou.

(dpa/höh)
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