Persönlich Günther Oettinger . . . nennt Chinesen "Schlitzaugen"

Wenn Günther Oettinger in Fahrt kommt, ist niemand vor dem EU-Kommissar mit dem Gespür für politische Unkorrektheit sicher. In einer Rede lästert der CDU-Politiker über den von seiner Ehefrau verlassenen Altkanzler Schröder, nennt Chinesen "Schlitzohren und Schlitzaugen" und warnt vor der homosexuellen Zwangs-Ehe. Ganz schön viel Stuss für eine 20-minütige Rede. Nun könnte man schmunzeln und sagen: Typisch Oettinger. Der 63-jährige, frühere baden-württembergische Ministerpräsident ist ein kluger Konservativer, aber seinen Reden, in denen das Substantiv herrscht, fehlt es oft an Maß und Mitte.

2006 wurde er zum "Sprachpanscher" gewählt, weil er, der selbst nur radebrechend Englisch spricht, den Deutschen die Fremdsprache als Arbeitssprache empfahl. 2008 mokierte er sich über das "Scheiß-Privatfernsehen". Zur AfD-Chefin sagte er: "Wenn die komische Petry meine Frau wäre, würde ich mich heute Nacht erschießen." Berüchtigt ist auch seine Trauerrede auf den 2007 verstorbenen CDU-Politiker Hans Filbinger. Der wirkte als NSDAP-Richter an Todesurteilen mit.

Bei Oettinger war er "NS-Gegner". Er korrigierte sich. Doch seither ist er den Sittenwächtern ein Dorn im Auge. Der Grüne Volker Beck, der über seinen aufgeflogenen Drogenkonsum nicht mehr reden will, beschimpfte Oettinger als homophobe "Wahnwichtel". Dabei ist die Homo-Aussage so irrsinnig, dass ein Kommentar das Gesagte nur aufwertet. Männer dürfen in diesem Land weiterhin Frauen heiraten. Auch SPD-Ministerin Manuela Schwesig, die eine verurteilte Lügnerin zur Feminismus-Ikone erklären wollte, empörte sich standesgemäß.

Oettinger dürfte das egal sein. Doch sollte der Politiker dem Klartext öfter Cleverness folgen lassen. Und auf Beleidigungen und Unsinn verzichten. In Oettinger-Duktus: Nachdenken! Reden! Reihenfolge!

(RP)
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