Persönlich Guido Wolf . . . will Südwesten für CDU erobern

Baden-Württemberg, der stille Riese unter den Bundesländern, kennt große, zumindest eigenwillige Ministerpräsidenten: Reinhold Maier (Liberale), Lothar Späth, Erwin Teufel (beide CDU), aktuell: Winfried Kretschmann (Grüne). Landtagspräsident Guido Wolf traut sich zu, in deren Fußstapfen zu treten. Eigenwillig und kauzig ist der 52 Jahre alte Oberschwabe, der es faustdick hinter den Ohren hat und gelegentlich Gedichte zum Schmunzeln verfasst, bereits jetzt.

Bevor er in zwei Jahren vielleicht Ministerpräsident wird, hat der christdemokratische Jurist jedoch ernste Probleme zu lösen: den in die Jahre kommenden, populären Landesvater Kretschmann ("Kretsch") zu besiegen und davor Thomas Strobl, den Schwiegersohn von Wolfgang Schäuble, als CDU-Mitkonkurrenten um die Bewerbung für den Spitzenjob, aus dem Feld zu schlagen. Am vergangenen Mittwoch beschloss der CDU-Vorstand im Südwesten, dass demnächst die etwa 70 000 CDU-Mitglieder zwischen Karlsruhe und Konstanz gefragt werden sollen, wer Kretschmann herausfordern soll.

Wolf, der zusammen mit CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder in Tuttlingen ein Wahlkreisbüro unterhält, könnte den entscheidenden Schritt tun, wenn er im April den von Peter Hauk gehaltenen CDU-Fraktionsvorsitz im Stuttgarter Parlament eroberte. Seit Monaten streift Landtagspräsident Wolf durchs Südwest-Revier, auf der Suche nach politischer Beute. Sein selbstironisches Logo zeigt einen lachenden Wolf mit Brille; zu Weihnachten trug das Raubtier eine rote Mütze.

Wer den Hobby-Dichter unterschätzt, der sich in Reimen über Parteiengezänk lustig macht, hat schon verloren. Einer seiner Lehrmeister war der grandiose, außerhalb Baden-Württembergs unterbewertete Regierungschef Erwin Teufel. Von diesem könnte ein Wolf-Satz stammen: "Je schnelllebiger unsere Zeit wird, desto mehr brauchen wir etwas Beständiges."

(RP)
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