Persönlich Gulbuddin Hekmatyar . . . gilt plötzlich als Friedenshoffnung

Sein Beiname ist wenig schmeichelhaft. Als "Schlächter von Kabul" provoziert er Menschen-, Völkerrechtler und die Angehörigen von Opfern, die Gulbuddin Hekmatyar liebend gern vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag sehen würden. Nun haben die Vereinten Nationen den ehemaligen Kriegsherrn von ihrer schwarzen Liste gestrichen. Hekmatyar (69) darf aus dem Untergrund auftauchen und nach Afghanistan zurückkehren.

Möglich wurde dies, weil seine Hisb-i-Islami (Partei des Islam) im vergangenen September ein Friedensabkommen mit der Regierung in Kabul geschlossen hatte. Damit ist der Weg frei für den ehemaligen Mudschaheddin-Führer, in die Politik Afghanistans zurückzukehren. Seine eingefrorenen Konten werden aufgetaut, Reiseverbote und ein Waffenembargo sind nicht mehr in Kraft. Inhaftierte Anhänger des sunnitischen Hekmatyars kommen frei. Das alles ist der explosive Stoff, aus dem künftige Konflikte gewoben werden.

In den 80er Jahren wurde die Hisb-i-Islami von Pakistan, den USA und Saudi-Arabien finanziell und militärisch unterstützt. Damals ging es gemeinsam gegen die sowjetischen Truppen, die Afghanistan besetzt hielten. Nachdem die Sowjets 1989 abgezogen waren, ging der innere afghanische Machtkampf los. Seinen Beinamen erhielt Hekmatyar Anfang der 90er Jahre beim Kampf um Kabul, als die Stadt belagert und weitgehend zerstört wurde. 1993 war Hekmatyar Premierminister. Er verlor sein Amt, konnte es kurzzeitig zurückgewinnen. Nachdem die radikalislamischen Taliban 1996 Afghanistans Hauptstadt erobert hatten, floh der Milizenchef in den Iran. 2001 stellte er sich an die Seite des Al-Kaida-Führers Osama bin Laden. Ein Jahr später rief er zum Dschihad gegen die USA auf.

Nun gilt er als Friedenshoffnung für das Land am Hindukusch. Die Regierung in Kabul will jetzt mit den Taliban den stockenden Friedensprozess ankurbeln. Ob das gelingt, ist mehr als offen.

(RP)
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