Persönlich Gulbuddin Hekmatyar . . . will Politiker statt Kriegsherr sein

Knapp zwei Jahrzehnte wurde Gulbuddin Hekmatyar nicht mehr in der Öffentlichkeit gesichtet. Seit 2001 kannte man nicht einmal mehr den Aufenthaltsort des einstigen Warlords, der in den 80er und 90er Jahren als einer der brutalsten Milizen-Führer Afghanistans galt. Vermutlich versteckte sich Hekmatyar irgendwo in Pakistan, bis er gestern mit einer gewaltigen Fahrzeugkolonne und großem, schwer bewaffnetem Gefolge in Kabul eintraf.

Der 69-Jährige, äußerlich kaum verändert mit dicker Brille, langem Bart und der traditionellen Kopfbedeckung Pakol, hat beschlossen umzusatteln. Vom Kriegsherrn zum Politiker. Schon heute will Hekmatyar in einem Kabuler Stadion eine Kundgebung abhalten. Möglich wurde seine Rückkehr nach Afghanistan durch ein Friedensabkommen, das die Regierung in Kabul im September mit Hekmatyar geschlossen hatte. Danach nahmen die Vereinten Nationen den Anführer der Hisb-Islami-Partei von der internationalen Terrorliste.

Die Aussöhnung, von der sich die afghanische Regierung offiziell eine Belebung des stockenden Friedensprozesses erhofft, stieß in der Bevölkerung indes nicht gerade auf Begeisterung. Vor allem in der Hauptstadt hat niemand vergessen, wie Hekmatyar sich Anfang der 90er Jahre den Beinamen "Schlächter von Kabul" erwarb, als er die Stadt wochenlang belagern und gnadenlos beschießen ließ. Tausende kamen um.

Hekmatyar, der als islamistischer Hardliner berüchtigt ist, gilt seither vielen auch als Kriegsverbrecher. In den 80er Jahren war Hekmatyar einer der von Saudi-Arabien und den USA finanzierter Anführer der Mudschaheddin gegen die sowjetische Besatzung. Sein Ruf als düsterer Kriegsherr entstand aber im folgenden Bürgerkrieg zwischen den verschiedenen Mudschaheddin-Fraktionen. Später dann galten Hekmatyar und seine Hisb-Islami als eine der brutalsten Widerstandsgruppen gegen die neue afghanische Regierung und die internationalen Truppen im Land.

(RP)
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