Persönlich Gustl Mollath . . . bleibt ein Rätsel

Der Strafrechtsfall des Nürnbergers Gustl Mollath (57) ist längst in die deutsche Rechtsgeschichte eingegangen, insbesondere in die bayerische. Ob Mollath ein erbarmungswürdiges Justizopfer ist, das bis zu seiner Freilassung im Jahr 2013 mehr als sieben Jahre in der Gerichts-Psychiatrie (zuletzt Bayreuth) zwangsuntergebracht war; ob er ein Krimineller mit der besonderen Gabe zur Verstellung ist, der angeklagt wurde, 2001 seine inzwischen von ihm geschiedene Ehefrau Petra geschlagen, gebissen, getreten, eingesperrt und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt zu haben; oder ob Gustl Mollath bloß ein extrem seltsamer Heiliger ist - so richtig klar ist das alles nicht.

Gestern hat der Mann, dem seinerzeit sieben Gutachter bescheinigt hatten, an Wahnvorstellungen zu leiden und gemeingefährlich zu sein, im Regensburger Wiederaufnahme-Verfahren seine Sicht der Dinge geschildert, in der vielleicht zutreffenden, womöglich gut gespielten Rolle des Unschuldslammes: Er sei weder ein Fall für die Psychiatrie noch gemeingefährlich; seine ehemalige Frau jedoch sei die eigentliche Übeltäterin. Denn sie sei es gewesen, die ihn durch falsche Anschuldigungen habe "kostengünstig entfernen" wollen.

Nun könnte man sagen: "Das sagen sie alle." Aber für Mollath, den Experten für Auto-Tuning, der sich nach seiner Freilassung aus der Psychiatrie ohne festen Wohnsitz und regelmäßige Einkünfte als Gelegenheits-Kfz-Mechaniker durch sein nach eigenen Worten "beschissenes" Leben schlägt, spricht: Seine Vorwürfe, die er seinerseits erhoben hatte, dass nämlich seine Ex-Frau als Bankberaterin in dunkle Auslandsgeschäfte verwickelt gewesen sei, erwiesen sich laut interner Revision der Bank als zumindest teilweise einleuchtend. Mollaths Version: Seine Frau habe sich an ihm rächen wollen; völlig lebensfremd erscheint das nicht. Rätsel über Rätsel, und mittendrin ein Rätselhafter, der auf Freispruch hofft.

(RP)
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