Persönlich Hans Dieter Pötsch . . . hat VW-Flieger privat genutzt

Der Aufsichtsrats-Chef von Volkswagen sollte eigentlich Schlagzeilen mit der gründlichen Aufklärung des Diesel-Skandals machen. Stattdessen macht er Schlagzeilen mit seinen Finanzen. Pötsch hat als früherer Finanzvorstand von Volkswagen offenbar gerne die Flugbereitschaft des Konzerns für private Zwecke genutzt. Das war lange Zeit - wie nicht anders zu erwarten - üblich im VW-Konzern. Erst 2014 reichte es dem damaligen Aufsichtsrats-Chef und Sparfuchs Ferdinand Piech, er beendete die Privatreisen auf Konzernkosten. Volkswagen musste die Regeln für Nebenleistungen verschärfen. Pötsch und andere Vorstände erstatteten rückwirkend und freiwillig die Beträge. Allein der 66-Jährige soll 531.310 Euro gezahlt haben, wie nun die "Bild am Sonntag" berichtet.

Es ist nicht das erste Mal, dass der österreichische Manager Ärger mit dem lieben Geld hat. 2015 sorgte er für Wirbel, als er sich den Wechsel vom Posten des Finanzvorstands zum Aufsichtsrats-Chef zunächst mit einer Millionen-Prämie versüßen ließ. Alles legal, aber nicht eben passend für einen Konzern, der seine Kunden mit Abgassoftware betrogen und seine Aktionäre mit Kursstürzen entsetzt hat. Doch die Sensibilität geht Pötsch, der Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität Darmstadt studiert und seine Karriere einst beim Konkurrenten BMW begonnen hat, schon manchmal ab. Seit 2003 ist er bei Volkswagen und machte sich dort zunächst als kundiger Zahlenmann einen Namen. Er galt als rechte Hand von Martin Winterkorn. Umso erstaunlicher war es, dass der Konzern nach Bekanntwerden des Dieselskandals ausgerechnet ihn - den Mann des alten Systems - zum Chefaufklärer machte. Diese Rolle hat der Bergwanderer bis heute nicht überzeugend ausgefüllt. In jedem anderen Konzern hätte man einen neuen Besen geholt. Doch in Wolfsburg galten schon immer andere Regeln. Das ist bis heute ein Teil des Volkswagen-Problems. Antje Höning

(RP)
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