Nachruf Hans Koschnick 1929-2016

Unerschrocken, uneitel, unermüdlich, das alles war Hans Koschnick. Als Brückenbauer rühmen ihn jene, die ihn kannten, nicht erst jetzt, wo er tot ist. Bremens Altbürgermeister hat tatsächlich dazu beigetragen, eine der berühmtesten Brücken wiederaufzubauen: die 1566 errichtete Brücke von Mostar - auch sie 1993 dem Wahnsinn des Krieges in Bosnien-Herzegowina zum Opfer gefallen. Von 1994 bis 1996 war der SPD-Politiker EU-Administrator in der zwischen Kroaten und Bosniern geteilten Stadt. Zweimal überstand der Mann mit den markanten Augenbrauen hinter großen Brillengläsern in dieser Zeit Anschläge auf seine Person, aber am Ende erreichte er sein Ziel: Mostar war formal geeint, und auch die Einweihung der wiederaufgebauten Brücke 2004 konnte Koschnick persönlich miterleben.

Der Sohn eines Drehers und Gewerkschaftssekretärs wurde Mitglied der SPD und bereits 1955 Abgeordneter in der Bremischen Bürgerschaft. Mit 34 Jahren war er Innensenator im kleinsten Bundesland. Am liebsten war dem gebürtigen Bremer das Amt des Bürgermeisters in der Hansestadt. 18 Jahre lang - von 1967 bis 1985 - regierte Koschnick Bremen. Sein Rücktritt mitten in der Legislaturperiode kam überraschend. "Die Wähler wollten etwas anderes, entweder ein anderes Gesicht oder eine andere Partei. Da ich das nicht wollte, habe ich mich zurückgezogen", erzählte er Jahre später. Gefragt blieb er trotzdem: Viermal fungierte Koschnick danach erfolgreich als Schlichter bei Tarifkonflikten im öffentlichen Dienst.

Als gläubiger Christ besuchte Koschnick sonntags die evangelische Stadtgemeinde "Unser Lieben Frauen", während seine Frau Christine in die katholische Propsteikirche Sankt Johann ging. Am Mittagstisch tauschte sich das Ehepaar dann darüber aus. Gestern ist Hans Koschnick 87-jährig in Bremen gestorben.

Martin Bewerunge

(RP)
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