Persönlich Hans-Olaf Henkel . . . ist an der AfD verzweifelt

Die Alternative für Deutschland war auch sein Ding. Hans-Olaf Henkel (75), ehemals Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, ehemals Unterstützer der FDP, dann prominenter AfD-Vorkämpfer der ersten Stunde, hat sich nun jedoch mit lautem Knall aus der Führung der zerstrittenen Partei zurückgezogen. Mit sofortiger Wirkung trat er als Bundesvize ab. Parteichef Bernd Lucke bedauerte den Schritt, die Co-Vorsitzende Frauke Petry hielt seine Entscheidung für nachvollziehbar. Schon diese Differenzierung umschreibt, woran Henkel von Woche zu Woche mehr verzweifelte: am Weg der Partei von der eurokritischen Heimat des wirtschaftsliberalen Bürgertums hin zum Sammelbecken konservativer Nationalisten ohne Berührungsängste gegenüber dem rechten Rand.

Auch Lucke stemmt sich seit Wochen gegen diesen Druck und konnte sich bislang von Henkel unterstützt fühlen. Nun hat der telegene AfD-Protagonist entweder aufgegeben oder ein krachendes Warnsignal aussenden wollen.

Der aktuelle Auslöser hängt mit einer NRW-Personalie zusammen. Eigene Prüfer hatten dem Bundesvorstand empfohlen, dass NRW-Parteichef Marcus Pretzell wegen "privater chaotischer Zustände" den Landesvorsitz abgeben solle. Dem hatte sich der Bundesvorstand jedoch nicht angeschlossen. Hätte sich ein Politiker einer anderen Partei so viele Falschaussagen geleistet wie Pretzell, hätte nicht nur die AfD seinen Rücktritt gefordert, erklärte Henkel. Er will Europa-Abgeordneter und der AfD verbunden bleiben - und er setzt nun auf eine im Internet anlaufende Mitgliederbefragung, die bis zum Parteitag im Juni über zwei Zukunftsprofile Mehrheiten aufzeigen soll: entweder für ein wirtschaftsliberales mit Distanz zum "Dunstkreis des Rechtsradikalismus" oder für ein rechtspopulistisches gegen "etablierten Politikbetrieb". Henkel zeigt mit dem Abtritt, was für die Partei auf dem Spiel steht.

(RP)
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