Persönlich Hansjörg Haber . . . tritt in Ankara als Botschafter zurück

Die Spannungen zwischen der Türkei und der EU führen zu einem Wechsel an der Spitze der Delegation der Europäischen Union in Ankara: Missionschef Hansjörg Haber verlässt nach nur zehn Monaten Ende Juli den Posten in der türkischen Hauptstadt.

Haber gilt als Kenner der Türkei. Zwischen 1993 und 1996 war der Diplomat an der deutschen Botschaft in Ankara stationiert, im September 2015 kehrte er als Leiter der EU-Vertretung dorthin zurück. Der 60-Jährige kennt sich nicht nur mit Land und Leuten aus, sondern auch mit türkischen Sprichwörtern. Das wurde ihm zum Verhängnis: In einem Gespräch mit Journalisten über die Umsetzung der Vorgaben, die Ankara für eine Abschaffung der Visumpflicht erfüllen muss, zitierte Haber vergangenen Monat den türkischen Ausspruch "Beginnen wie ein Türke und beenden wie ein Deutscher". Damit ist gemeint: Wer eine Sache mit viel Enthusiasmus anpackt, braucht Disziplin, um sie zu Ende zu führen. Bei der Umsetzung der Voraussetzungen für die Visafreiheit sei es "genau umgekehrt", sagte Haber.

Die Kritik des Diplomaten kam der türkischen Regierung zu Ohren und löste dort Empörung aus. Haber wurde ins Außenministerium zitiert. Der damalige Europaminister Volkan Bozkir warf dem EU-Botschafter vor, er habe das türkische Volk herabgesetzt. Der Minister verlangte von der EU, "das Nötige zu tun" - eine deutliche Aufforderung, den Botschafter abzuberufen.

Haber, Ehemann der ehemaligen Diplomatin und jetzigen Staatssekretärin im Bundesinnenministerium Emily Haber, gilt als Mann für schwierige Fälle. Er war von 2008 bis 2011 Leiter der EU-Beobachtermission in Georgien. Wie sich später herausstellte, wurde er auf diesem Posten vom Bundesnachrichtendienst überwacht - ohne Genehmigung der zuständigen G 10-Kommission.

Wer Haber in Ankara nachfolgen wird, ist noch offen. Fest steht aber: Der Neue wird in der türkischen Hauptstadt keine leichte Aufgabe haben.

(RP)
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