Persönlich Harald Wohlfahrt . . . kehrt nicht an den Herd zurück

Am Ende blieb ein bitterer Nachgeschmack. Dabei hatten die Zutaten jahrzehntelang perfekt harmoniert: Spitzenkoch Harald Wohlfahrt, ein Vierteljahrhundert lang dekoriert mit drei Michelin-Sternen, und die "Schwarzwaldstube" in Baiersbronn, die den passenden Rahmen für die Kompositionen des Küchenmeisters bot. 40 Jahre lang galten Wohlfahrt und das Hotel Traube Tonbach, zu dem das Restaurant gehört, als perfektes Team - am Ende aber trafen sich Koch und Inhaber vor dem Arbeitsgericht wieder. Streitgrund: Wohlfahrts weitere Beschäftigung. Schon im Frühling hatte er die Restaurantleitung an seinen ehemaligen Souschef Torsten Michel übergeben und war selbst zum "Kulinarischen Direktor" des Hauses ernannt worden. Fortan aber gab es Ärger um Wohlfahrts Zuständigkeiten. Die gingen so weit, dass ihm Hausverbot erteilt wurde. Gestern nun kam es zum vorläufigen Ende des Streits. Hotelleitung und Koch hätten sich geeinigt, Wohlfahrt aber kehre nicht ins Restaurant zurück, teilte das Gericht mit. Über Details sei Stillschweigen vereinbart worden.

Was Wohlfahrt nun treiben wird, ist unklar - ihm dürften aber viele Küchentüren offen stehen, gilt er doch als Fachmann. Gelernt hatte der 61-Jährige sein Handwerk Anfang der 70er Jahre in Mönchs Waldhotel in Dobel bei Karlsruhe. Fortan stand er in den besten Restaurants der Republik am Herd - zunächst im "Stahlbad" in Baden-Baden, dann im Münchner "Tantris", anschließend zunächst als Sous- und dann als Küchenchef in der "Schwarzwaldstube". Von seinem Können profitierten nicht nur seine Gäste. Viele Köche, die bei ihm lernten, wurden später selbst ausgezeichnet. Insgesamt kommen die Restaurants, in denen seine Zöglinge arbeiten, auf über 80 Michelin-Sterne. Die "Schwarzwaldstube" wird ihre Sterne auch ohne Wohlfahrt behalten - zumindest bis zur nächsten Bewertung.

Tim Specks

(RP)
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