Persönlich Heiko Maas . . . und seine Klatscher

Heiko Maas (49) braucht für TV-Talkshows gewöhnlich keine Nachhilfe, um seine Politik plakativ auf den Punkt zu bringen. Der Bundesjustizminister weiß nach einem Vierteljahrhundert in der Politik, welche Stichworte zum Applaus führen. Doch beim Flaggschiff der ARD, dem Sonntagabend-Talk mit Anne Will, wollte sein Sprecher Steffen Rülke (42) auf Nummer sicher gehen.

Kaum erklärte Maas, was für ihn "keine Lösung" sei - erntete er spontan Applaus, aber nur sehr dünnen. Dann legte sich der Minister fest, dass die EU die Griechen nicht allein lassen dürfe - und wieder gab es Beifall, aber nur sehr vereinzelt. Nun verurteilte Maas eine Handlungsoption als "keine nachhaltige Lösung" - und zum dritten Mal wurde geklatscht, und wieder ohne nennenswerte Resonanz im Publikum. Dafür griff Anne Will den Vorgang auf und begrüßte "auch noch mal den Sprecher von Herrn Maas, der hier am lautesten klatscht". Dabei grinste Will. Und auch Rülke, als die Kamera ihn einblendete. Dabei zeigte sich, dass er gar nicht so einsam war - weitere Sprecher aus der Pressestelle des Justizministeriums saßen ebenfalls in der ersten Reihe der Zuschauer. Der Versuch, Maas mit großer Unterstützung der Studio-Öffentlichkeit über den Sender zu bringen, war nach hinten losgegangen.

Die Panne vom Sonntag passierte jedoch nicht zum ersten Mal. Bei Anne Wills Vorgänger Günter Jauch gab es 2014 auch schon einmal den als vergeblich entlarvten Versuch, Applaus für den eigenen Chef als Gast der Show auszulösen. Das war seinerzeit CSU-Landesminister Markus Söder zum Thema Flughafen. "Das war Ihre Pressesprecherin", enthüllte Jauch live. "Aber es sind ihr nur ganz wenige gefolgt", bemerkte der Moderator. Mag sein, dass andere Sprecher mit dem Auslösen gewöhnlich mehr Glück haben. Jedenfalls gehört diese Art von Handarbeit für Pressesprecher ab sofort zu den Risiken im Job. Gregor Mayntz

(RP)
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