Persönlich Heinrich Hiesinger soll Thyssen-Chef bis 2020 bleiben

Als Heinrich Hiesinger im Januar 2011 die Führung bei ThyssenKrupp übernahm, war der Konzern knapp 17 Milliarden Euro schwer. Seither ist der Börsenwert um 4,5 Milliarden Euro gesunken. Eigentlich ist das keine gute Referenz für einen Dax-Chef.

 Heinrich Hiesinger will Thyssen unabhängig vom Stahl machen.

Heinrich Hiesinger will Thyssen unabhängig vom Stahl machen.

Foto: dpa, Oliver Berg

Trotzdem will der Aufsichtsrat den Vertrag des promovierten Elektroingenieurs bis 2020 verlängern. "Es würde mich freuen, wenn er weiter zur Verfügung stünde", zitiert das Manager-Magazin ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Ulrich Lehner. Warum das?

Weil Hiesinger den Wertverfall des einst so stolzen Mischkonzerns nicht verursacht hat. Im Gegenteil: Der vierfache Familienvater, der selbst mit sechs jüngeren Geschwistern aufgewachsen ist, hat ihn gebremst - und zuletzt umgekehrt.

Denn die beiden Hauptprobleme, die ThyssenKrupp mehrfach an den Rand des Abgrundes gedrängt haben, erbte der auffallend ruhige Ex-Siemens-Manager von seinen Vorgängern: Erstens eine Unternehmenskultur, die von überkandideltem Hierarchie-Gehabe geprägt war und den Konzern anfällig für Intrigen, Korruption und Kartelle gemacht hat. Und zweitens eine zwölf Milliarden Euro teure Fehlinvestition in ein neues Stahlwerk, das so stümperhaft zusammengebaut wurde, dass es erst jetzt - vier Jahre nach der Fertigstellung - funktioniert.

Streik bei Thyssen Krupp und HKM
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Mit der Vertragsverlängerung erkennt der Aufsichtsrat auch eine beispiellose Sanierungsleistung an: Der Bauernsohn aus Baden-Württemberg hat dem Konzern den Dünkel aus der Zeit der Ruhrbarone gründlich ausgetrieben. Und in nur dreieinhalb Jahren fast ein Viertel des Konzernumsatzes an Wettbewerber verkauft- darunter das komplette Edelstahl-Geschäft "Nirosta".

Der Freizeit-Motorradfahrer (er fährt einen großen BMW-Boxer) will den Konzern unabhängiger vom Stahlgeschäft machen und die Technologie-Geschäftsfelder stärken. Seine Zukunftsvision für ThyssenKrupp: Mehr High-Tech, weniger Hochofen.

(RP)
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