Persönlich Heinz Buschkowsky . . . tritt unerwartet von der Bühne ab

Kaum ein Lokalpolitiker ist in Deutschland so bekannt wie Heinz Buschkowsky. Der wegen seiner gnadenlosen Realitätsbeschreibungen (Kostprobe: "Multikulti ist gescheitert") legendäre Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln verabschiedet sich früher als erwartet in den Ruhestand. Der 66-jährige SPD-Politiker hört zum 1. April aus gesundheitlichen Gründen auf, schon kommende Woche hat er seinen letzten Arbeitstag.

Das Pensionsalter von 65 Jahren hatte er schon vor eineinhalb Jahren erreicht. Buschkowsky wollte aber nach bereits 15 Jahren im Amt weitermachen: Er verlängerte seinen Vertrag 2013 bis Ende 2016. Nun aber zeigte sich, dass er dem Wahnsinns-Job in Neukölln doch nicht mehr gewachsen ist. Das Ergebnis eines Gesundheits-Checks war, "dass ich von der 80-Stunden-Woche runterschalten muss. Aber das geht in meinem Job nicht. Da geht nur ganz oder gar nicht", sagte er der "Bild".

Der Ur-Neuköllner gab stets Vollgas - auch mit harschen Urteilen über Misserfolge in der Integrationspolitik, mit denen er bei SPD-Linken aneckte. In Talkshows war er mit ungeschminkten Darstellungen der Wirklichkeit in sozial schwächeren und durchmischten Stadtbezirken gern gesehener Zeuge. "Parallelgesellschaften haben bei uns längst einen derartigen Ausbaugrad und eine Verbindlichkeit erreicht, dass ich sie für irreversibel halte", schrieb er im Bestseller "Neukölln ist überall".

Buschkowsky, der aus ärmlichen Verhältnissen stammt, setzte in Neukölln auf eine Mischung aus staatlicher Förderung und Sanktionen. Sein Ziel: den Bildungsstand Jugendlicher nichtdeutscher Herkunft zu verbessern. Deshalb forderte er die Kindergartenpflicht und ein flächendeckendes Angebot von Ganztagsschulen. Von ausländerfeindlichen Thesen seines Parteifreundes Thilo Sarrazin distanzierte er sich. Wenn ihm die Gesundheit keinen Strich durch die Rechnung macht, wird er sicher weiter durch Talkshows tingeln. Birgit Marschall

(RP)
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