Persönlich Heinz Fischer . . . verlässt die Wiener Hofburg

Wer so viele Jahrzehnte in der Politik verbracht hat wie Heinz Fischer, der darf den verbliebenen Moment des Abschieds noch einmal nutzen. Der österreichische Bundespräsident hatte gestern seinen letzten Tag im Amt - und war somit exakt vom 8. Juli 2004 bis zum 8. Juli 2016 zwölf Jahre lang das Staatsoberhaupt der Republik. Fischer, der Sozialdemokrat, warnte sein Land also pathetisch vor einem "Öxit", dem Austritt aus der Europäischen Union. Und setzte so ein letztes Mal als Bundespräsident ein starkes politisches Zeichen. Sein Nachfolger schließlich könnte mit Norbert Hofer ein EU-Feind sein. "Es lebe unser schönes Land, die Republik Österreich, sowie ein friedliches und demokratisches Europa", befand Hofer bei der Abschiedszeremonie.

Heinz Fischer bedauert, dass seine Eltern ihn nie im höchsten Staatsamt erleben durften. Dafür aber sein Schwiegervater, der zwei Konzentrationslager überlebt hat und später in Schweden Asyl bekam. Das, betont Fischer, habe seine Sicht auf die Menschlichkeit geprägt. Er vermisse deswegen in der aktuellen Asyldebatte in Österreich den Satz: "Wir sind bereit, im Rahmen unserer Möglichkeiten und nach besten Kräften zu helfen und die Menschenwürde von Flüchtlingen hochzuhalten."

Fischer, 77 Jahre alt, hat in Wien Jura studiert, promoviert und sich sogar habilitiert. Auf das Führen seines Professorentitels verzichtete Fischer stets. 1968 heiratete er seine Frau Margit, mit der er zwei Kinder hat. Wegen eines Kirchenskandals trat der jahrzehntelange Nationalratsabgeordnete aus der Kirche aus. Und statt in der Dienstwohnung der Wiener Hofburg wohnte er lieber in seinen eigenen vier Wänden.

Weil die Stichwahl des Nachfolgers zwischen Norbert Hofer und Alexander von der Bellen wiederholt werden muss, übernimmt bis zur Entscheidung der Nationalrat die Geschäfte. Mitglied dort: FPÖ-Populist Hofer.

Henning Rasche

(RP)
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