Persönlich Heinz-Peter Meidinger . . . vertritt bald 160.000 Lehrer

Der Deutsche Lehrerverband bleibt in bayerischer Hand, zumindest der Vorsitz: Heinz-Peter Meidinger (62), Leiter eines Gymnasiums in Deggendorf, übernimmt am 1. Juli das Amt von Josef Kraus (67), der bis zu seiner Pensionierung vor zwei Jahren Schulleiter in Vilsbiburg bei Landshut war. Der Hauptausschuss des Verbands hat Meidinger gewählt. Der Lehrerverband (DL) vertritt als Dachverband nach eigenen Angaben 160.000 Pädagogen an Gymnasien, Real-, Wirtschafts- und Berufsschulen.

Kraus und der DL, das war mehr oder weniger ein Synonym - kein Wunder nach 30 Jahren Amtszeit. Sein Nachfolger, verheiratet und Vater einer Tochter, ist ebenfalls kein Anfänger als Lehrerfunktionär: Seit 2003 leitet er den Deutschen Philologenverband. Meidinger tut seine Ansichten gern auch über die Medien kund. Bildungspolitisch ist er mit einem klar konservativen Profil unterwegs. In den vergangenen Monaten forderte er zum Beispiel eine Quote für Migrantenkinder in Klassen, mehr Förderung für Hochbegabte, mehr Leistungsorientierung am Gymnasium, trat für das Sitzenbleiben ein und kritisierte die ständig besser werdenden Abi-Noten. All das spricht für Kontinuität.

Dennoch wird der neue Chef den DL neu ausrichten müssen, weg von der Rolle als politische Vorfeldorganisation der CDU/CSU. Kraus ätzt mit Hingabe gegen (tatsächliche oder vermeintliche) rot-grüne Reformen aller Art, unter anderem gegen das "Turbo-Abitur", und wurde dabei auch bisweilen Opfer seines Hangs zur Selbstdarstellung.

Auch Meidinger ist gegen das G 8, aber eine Rückkehr zum alten G 9 will er nicht, stattdessen mehr Lernstoff und mehr Vertiefung. Bei Kraus, der auch mal in den Ton der Wutbürger verfiel, klang es zuletzt allzu häufig nach "Früher war alles besser". Konservativ zu sein aber heißt, an der Spitze des Fortschritts zu marschieren, wusste schon Franz Josef Strauß. Der Bayer Meidinger wird sich daran erinnern.

(RP)
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