Persönlich Herbert Grönemeyer . . . als Pop-Pionier ausgezeichnet

Längst hat er selbst dünnes Haar, das er in einem seiner großen Lieder - "Männer"- besungen hat. Herbert Grönemeyer, größter, erfolgreichster und beliebtester deutscher Popstar, ist in die Jahre gekommen. Und wird mit 59 Jahren als Pionier des Pop ausgezeichnet. Der Sender SWR3 verleiht ihm mit dieser Trophäe eine mehr, dabei hat er längst genug: 67 Goldene Schallplatten, zehn Echos, drei 1Live-Kronen, zwei Goldene Kameras und sogar einen Grimme-Preis. Schaut man auf sein Lebenswerk bis heute, ist indes mehr seine Beständigkeit ein Prädikat, das man ihm verleihen möchte, als sein Pioniergeist.

Innovativ sei er, sagen die Laudatoren, erfolgreich und einflussreich. Alles stimmt. Vielmehr aber ist die Musik von Herbert, wie ihn die Deutschen nennen, aus immer demselben echten Schrot und Korn, seit er 1984 mit seiner Hymne "Bochum" den Durchbruch schaffte. Ob er die "Currywurst" besang oder bekannte, dass er Musik nur mag, wenn sie laut ist. Ob er "Kinder an die Macht" einforderte oder für das Seelenweh die "Flugzeuge im Bauch" erfand.

Grönemeyer hat die Befindlichkeiten einer ganzen Generation erfinderisch in Worte gegossen und dazu die stimmige Melodie komponiert. Am Ende kam ein Rock-Pop-Song dabei heraus, manchmal eine anrührende Ballade.

Vorbild nennt die Jury den Pop-Poeten auch, der nach selbstgewähltem Exil in London jetzt wieder in Deutschland ist. Grönemeyer weiß, wie schwer Leben sein kann, 1998 verlor er Frau und Bruder. Danach kam "Mensch" heraus, "Sonnenzeit" wurde zum feststehenden Begriff, der Text sogar auf Traueranzeigen gedruckt. Das stärkste Prädikat ist also seine Glaubwürdigkeit. Und so ist vorstellbar, dass einer wie Herbert sich wieder stärker politisch einmischt. In diesem Januar trat er in Dresden auf und gegen Fremdenfeindlichkeit ein. Vielleicht sagt er ja bei der Preisverleihung ein paar Worte zur Flüchtlingsratlosigkeit. Man wird ihm zuhören!

(RP)
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