Persönlich Hermann Gröhe . . . dringt auf Masern-Impfung

Als Hermann Gröhe Ende 2013 zum Bundesgesundheitsminister ernannt wurde, blies dem CDU-Politiker teils eisiger Wind entgegen. Gänzlich unqualifiziert sei er für das Amt, hieß es. Doch mittlerweile staunt man im Regierungsviertel, wie schnell der Mann vom Niederrhein im Ministerium sattelfest geworden ist - und, welche klaren Worte der sonst eher zurückhaltende Gröhe angesichts eines schweren Masernausbruchs in Berlin für Impfgegner übrig hat. "Die irrationale Angstmacherei mancher Impfgegner ist verantwortungslos", sagte Gröhe der "Welt am Sonntag". Wer seinem Kind den Impfschutz verweigere, gefährde nicht nur das eigene Kind, sondern auch andere, polterte der 53-Jährige gegen uneinsichtige Eltern.

Doch der Frontalangriff des Ministers scheint gerechtfertigt: Seit Oktober wurden in der Hauptstadt bisher 530 Masernfälle gemeldet. Das seien mehr als bundesweit im gesamten vergangenen Jahr, schreibt die "Welt am Sonntag".

Minister Gröhe appellierte daher an die gesamte Bevölkerung, und an Eltern speziell: "Ich rate dringend dazu, den eigenen Impfstatus überprüfen zu lassen und die empfohlenen Impfungen nachzuholen." Impfungen seien sicher und würden von der Krankenkasse bezahlt, sagte Gröhe, der zuletzt bei der Ebola-Krise für das lange Zögern der Bundesregierung scharf angegriffen wurde. Eines der wichtigsten Projekte in seiner Amtszeit ist das Präventionsgesetz. Darin wird festgeschrieben, dass vor einer Kita-Aufnahme die Eltern eine ärztliche Impfberatung nachweisen müssen. Am Ende können sie aber selbst entscheiden, ob der Arzt impfen soll oder nicht. Was Gröhe nicht aussprach, übernehmen jetzt andere Gesundheitspolitiker der Koalition: Sie fordern, über eine Impfplicht nachzudenken. SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach sagte, wenn die Impfbereitschaft nicht steige, "muss eine Impfpflicht für Kleinkinder der nächste Schritt sein".

(RP)
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