Persönlich Hermann Otto Solms ...verlässt die Politik

Hermann Otto Solms, mit vollem Namen Hermann Otto Prinz zu Solms-Hohensolms-Lich, wird dem neuen Bundestag nicht mehr angehören. Solms ist 72 Jahre alt, da mag man denken, der Mann hat sich den Ruhestand verdient. Doch wer den adeligen FDP-Politiker kennt, weiß, wie sehr es ihn wurmt, dass sein Heimatverband ihm den Listenplatz eins für die Wahl verwehrt hat. Solms ist so etwas wie das ordnungspolitische Gewissen der Liberalen, strenger Verfechter von Steuersenkungen und marktwirtschaftlicher Wirtschaftspolitik, als Mitglied des Schaumburger Kreises einer der einflussreichsten Finanz- und Wirtschaftspolitiker der Partei. Doch die hessischen Kollegen haben den 15 Jahre jüngeren Abgeordneten Heinrich Kolb in einer Kampfkandidatur bevorzugt. Solms wollte es sich nicht antun, auf einem der hinteren Listenplätze zu kandidieren und zog sich schmollend zurück.

Nun verliert die Bundes-FDP einen ihrer profiliertesten Köpfe. 32 Jahre saß Solms im Bundestag, sieben Jahre führte er die FDP-Fraktion. Das Steuerkonzept, mit dem die Liberalen bei der Bundestagswahl 2009 ein furioses Ergebnis einfuhren, stammt aus seiner Feder. Als Bundestagsvizepräsident erwarb sich der stets ruhig und besonnen, adrett gekleidet auftretende Diplom-Ökonom und promovierte Agrarwissenschaftler überparteilich Ansehen. Der einstige Widersacher Guido Westerwelles (Solms verübelt ihm, das er 2009 nicht Finanzminister wurde) spart auch nicht mit Kritik an Parteichef Philipp Rösler. Solms hält die Parteiführung – man muss es so sagen – für amateurhaft. In der Griechenland-Politik plädiert er für eine härtere Gangart, im Präsidium sind seine Abrechnungen gefürchtet. Nun muss keiner mehr Angst vor Solms haben. Die eigene Partei hat den streitbaren Liberalen aus der Politik gedrängt. Nicht nur der FDP fehlt nun ein kluger Geist. Auch in der Politik wird Solms' Stimme fehlen.

(RP)
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