Düsseldorf Hetze gegen die CDU durch Manipulation im Netz

Düsseldorf · Verschwörungstheoretiker sorgen für viel Spam - besonders bei Suchbegriffen rund um die Wahlen. Dahinter steckt offenbar System.

Wer sich im Netz mit Hilfe der üblichen Suchmaschinen über die Wahlen informieren will, findet neben relevanten Treffern auch viel Unsinn. Bei Google und bei Bing, der Suchmaschine von Windows-Hersteller Microsoft, stößt man beim Suchbegriff "Bundestagswahl 2017 Termin" auf eine ganze Liste kruder Treffer. "Wähle niemals CDU!", heißt es auf etlichen Fotos, oder "Bundestagswahl 2017: CDU + SPD - Verbrechen lohnt sich". Ähnliche Treffer gibt es bei Suchen zur NRW-Landtagswahl.

Dahinter steckt offenbar System. Grundlage für die verleumdenden und möglicherweise sogar verfassungsfeindlichen Spam-Treffer ist eine gezielte Suchmaschinenoptimierung. Technische Methoden, die auch gewöhnliche Website-Betreiber einsetzen, um mit ihren Inhalten weiter nach oben in den Suchtreffern von Google und anderen Anbietern zu gelangen, werden hier angewendet. Die Dateien der Bilder liegen auf Seiten, die daraufhin optimiert wurden, beim Suchbegriff "Bundestagswahl" oben in den Ergebnissen aufzutauchen.

Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass die Spam-Treffer nicht lange in den Suchergebnissen stehen werden. Die Websites liefern keine echten Inhalte, Schlagwörter werden wirr aneinandergereiht, und viele Nutzer werden vermutlich nicht lange auf den Seiten verweilen. So etwas strafen Suchmaschinenbetreiber für gewöhnlich ab, die Seiten verlieren ihre gute Position in den Treffern.

Ein Google-Sprecher teilte auf Anfrage unserer Redaktion mit: "Google wurde mit dem Ziel gebaut, stets die bestmöglichen Suchergebnisse zu liefern, aber das gelingt uns nicht immer." Man verbessere die Systeme ständig - und man nehme diese Angelegenheit sehr ernst.

Doch wer steckt hinter diesen Manipulationen? Nach Recherchen unserer Redaktion sind es mindestens zwei Männer aus Bielefeld, die mit den Websites in Verbindung stehen. Auf sie sind zumindest Domains registriert, die immer wieder auf den Bildern zu lesen sind. Einer der Männer scheint sich zum Umfeld der "Identitären Bewegung" zu zählen. Immerhin verlinkt er auf ihre Seiten. Die neurechte "Identitäre Bewegung" ist seit 2016 auch im Visier des Verfassungsschutzes.

Ob der Mann unter seinem richtigen Namen auftritt, lässt sich schwer nachprüfen. Es finden sich jedenfalls zahlreiche Seiten unter seinem Namen; dort offenbart sich ein Mikrokosmos aus Verschwörungstheorien. Er ist außerdem Kommentator auf diversen Nachrichtenseiten, betreibt einen Youtube-Kanal und bietet kostenlose Beratungen für Justizopfer an. Dabei ist teils von "Vernichtungslagern" und "Todeslisten" in Deutschland die Rede. Zur Finanzierung seiner diversen Online-Auftritte nutzt er offenbar Provisionslinks auf Online-Shops. Aufgeführt werden hier auch Hieb- und Stichwaffen.

Der Mann wurde nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Bielefeld im Dezember wegen Verleumdung und Gewaltdarstellung zu einer Geldstrafe verurteilt. Dieses Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da der Verurteilte Berufung eingelegt hat. Das Bundesamt für Verfassungsschutz wollte sich dazu nicht äußern. Generell beobachte man solche Manipulationsversuche.

(RP)
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