Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Heute lacht Angela Merkel über ihren Spottnamen "Zonenwachtel"

Berlin · Nun hat sie es selbst in den Mund genommen, jenes Schimpfwort, weswegen sie im Januar 2005 vor Empörung einen ganzen Tag nicht mehr ruhig arbeiten konnte: Als "Zonenwachtel" habe sie einer mal beschimpft, erläuterte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Reform-Klausur ihrer CDU in Berlin. Sie sei damals "gar nicht so glücklich gewesen", bekannte sie – und lachte nun herzhaft wie zum Beweis ihrer Mutmacher-Botschaft, sich von "kleinen Widrigkeiten auch nicht abhalten" zu lassen.

Angela Merkel – herausragende Momente einer Kanzlerin (in Bildern)
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Foto: dpa/Peter Kneffel

Nun hat sie es selbst in den Mund genommen, jenes Schimpfwort, weswegen sie im Januar 2005 vor Empörung einen ganzen Tag nicht mehr ruhig arbeiten konnte: Als "Zonenwachtel" habe sie einer mal beschimpft, erläuterte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Reform-Klausur ihrer CDU in Berlin. Sie sei damals "gar nicht so glücklich gewesen", bekannte sie — und lachte nun herzhaft wie zum Beweis ihrer Mutmacher-Botschaft, sich von "kleinen Widrigkeiten auch nicht abhalten" zu lassen.

Damals — das war im Januar 2005, als die "Zonenwachtel" in Macho-Runden der CSU-Klausur in Wildbad Kreuth die Runde machte. Es sollte beleidigen und deklassieren. So, wie in CDU-Kreisen despektierlich von "dieser Dame" gesprochen wurde. Schon in ihren ersten Jahren auf bundespolitischem Parkett hatte Merkel damit zu kämpfen, dass Worte sie kleinhalten sollten. "Kohls Mädchen" war die junge Frauenministerin — als kaum ernst genommene Alibi-Frau aus dem Osten in einem damals nicht ernst genommenen Ministerium. Als sie am Kabinettstisch auch noch in Tränen ausbrach, schien ihr Schicksal als Fußnote der Geschichte besiegelt.

Selbst nach drei Jahren als Bundeskanzlerin wurde Angela Merkel in einzelnen Männerkreisen noch als bedauerliche Panne abgetan. Es war kein Zufall, dass sich intern nach Merkels Parteitagsrede vom Dezember 2008 die Bezeichnung "Mutti" durchsetzte. Das geschah erkennbar in der Absicht, ihre Problemlösungskompetenz nicht für voll zu nehmen. Sie hatte tatsächlich als Weg aus der Weltfinanzkrise die Prinzipien einer "schwäbischen Hausfrau" empfohlen. Unglaublich! Also "Mutti".

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Foto: dpa, Patrick Seeger

Doch die Kritiker schufen die Voraussetzung für ein Grundgefühl, von dem Merkel getragen wird wie keine Politikerin vor ihr. Solange "Mutti" die Dinge richtet, vertrauen die Deutschen der CDU, die in Umfragen seit Langem in zuvor nicht mehr möglich gehaltenen 40-Prozent-Regionen verharrt.

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Nur "Mutti" selbst hält es offensichtlich für angemessen, ihrem 60. Geburtstag Rechnung zu tragen - bei der Jungen Union fasste sie ihre Erzählungen über ihre Empfindungen beim Mauerfall mit den Worten zusammen: "Und nun wird hier vielleicht manch einer sagen: Was macht die? Großmutter erzählt aus der Vergangenheit - auch schön!" Als Großmutti kann eine Mutti über die "Zonenwachtel" nur noch lachen.

(may-)
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