Persönlich Hilla Becher . . . wird für Fotos hoch geehrt

Man kannte sie eigentlich nur im Doppelpack - sprach also immer nur von Bernd und Hilla Becher, und wer von der sogenannten Becher-Klasse redete, die so bedeutende Fotografen wie Andreas Gursky und Thomas Ruff, Candida Höfer und Thomas Struth durchlaufen hatten, dachte zumeist an Bernd (1931-2007), den Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie. So zutreffend die Verknüpfung der beiden, seit 1961 miteinander verheirateten Künstler auch zu sein schien, so ungerecht war es doch in der Bewertung der einzelnen Lebensleistungen.

Denn zu oft geriet Hilla Becher (79) in die Rolle einer scheinbaren Mitarbeiterin. Das ist sie nie gewesen, im Gegenteil: Hilla Becher hat wesentlich die Konzepte entworfen und jene Foto-Ästhetik geschaffen, die weit über das Motiv ihrer Bilder hinausweist. "Wir sammeln mit unseren Bildern gewissermaßen Zeit, was weder unser Auge noch unser Gehirn kann", sagte sie einmal. Schwarz-Weiß-Fotos als das Gedächtnis unserer Lebens- und Arbeitswelt und damit auch unserer Kultur.

Wie eingefroren sehen die Becher-Bilder der alten Industrieanlagen des Ruhrgebiets aus - all die Stahlwerke, Bergwerke, Hochöfen. Menschenleere Zeugnisse einer vergangenen Zeit. Industrielle Dinosaurier, die einst für Aufbruch standen und Wohlstand versprachen. Und die Bechers waren ihre Archäologen, reisten mit ihrem Bus durchs Revier - auf Motiv- und Lichtsuche. Lange mussten sie warten, bis nur das einzige Foto machbar schien. Die Hauptarbeit wurde geleistet, eher sie den Auslöser bedienten.

Jetzt wird Hilla Becher, die in einer alten Kaiserswerther Schule lebt und arbeitet, mit dem Rheinischen Kulturpreis der Sparkassen Kulturstiftung geehrt. Der ist mit 30 000 Euro eine der höchst dotierten Auszeichnungen. Welch glückliche Entscheidung für eine große Künstlerin und das große Werk von Hilla und Bernd Becher.

(RP)
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