Düsseldorf Höhere Kriminalität durch Flüchtlinge? Polizei uneins

Düsseldorf · Beim Fußball gebe es mehr Schlägereien als in Asylheimen, heißt es in Duisburg. Braunschweig meldet mehr Einbrüche und Diebstähle.

Dass die Zehntausende Flüchtlinge, die Tag für Tag bei uns ankommen, Deutschland unsicherer machen, ist eine verbreitete Angst in der Bevölkerung. In NRW ist die Polizei zurückhaltend, was die Antwort auf diese Sorge angeht: "Wir haben nicht beobachtet, dass die Kriminalitätsrate in Duisburg seit der Ankunft der Flüchtlinge gestiegen ist", sagt ein Sprecher der dortigen Polizei. Allerdings gebe es noch keine aktuellen Zahlen: "Da müsste man noch etwa drei Monate warten." Zwar gebe es immer wieder Reibereien in den Unterkünften, hieß es weiter: "Aber es ist nicht so, dass wir das jeden Tag hätten. Da hauen sie sich beim Fußballspiel öfter die Köpfe ein."

Die Düsseldorfer Polizei unterscheidet nach Angaben eines Sprechers nicht zwischen Tätern mit und ohne Migrationshintergrund. Würde man Kriminalität bei Flüchtlingen gesondert betrachten, grenze das an Stigmatisierung: "Da müsste ja erst mal jemand die These aufstellen, dass Flüchtlinge stärker oder anders kriminell sind." Davon gehe man grundsätzlich nicht aus.

Ob Flüchtlinge häufiger kriminell sind als andere Bürger, könne die Polizei statistisch nicht feststellen, sagt ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. "Die Polizei erfasst den ausländerrechtlichen Status der Täter nicht. Es wird lediglich unterschieden zwischen Deutschen und Nichtdeutschen." Zudem gebe es Straftaten, die Bundesbürger gar nicht begehen könnten, etwa Verstöße gegen das Aufenthaltsrecht.

Andere Töne sind aus Braunschweig zu hören. Die dortige Polizei hatte im August eine Sonderkommission eingerichtet, die sich mit Kriminalität durch Flüchtlinge beschäftigt. Die "Soko Zerm" ("Zentrale Ermittlungen") soll Kriminalität im Umfeld von Flüchtlingsunterkünften bekämpfen. "Wir müssen die Bevölkerung schützen", sagte der Leiter der Kriminalpolizei, Ulf Küch, bei der Einrichtung. Zunächst hatte die Kommission "Asyl" geheißen. Nach Protesten aus der Bevölkerung wurde sie umbenannt.

Gestern zog die Braunschweiger Polizei eine erste Bilanz: Seit Beginn des Jahres habe man einen "signifikanten Anstieg" von Straftaten wie Ladendiebstahl, Taschendiebstahl und Einbruchdiebstahl festgestellt. Den Beamten sei aufgefallen, dass es sich bei den Tätern häufig um Personen handelte, die als Asylbewerber in der Braunschweiger Erstaufnahmeeinrichtung registriert waren. Nach Angaben der Polizei ist nur ein "geringer Anteil der Asylsuchenden straffällig" geworden - diese aber wiederholt.

Insgesamt sei die Zahl der Straftaten in Braunschweig in den ersten drei Quartalen des Jahres im Vergleich zum Vorjahr um rund 4,6 Prozent gesunken, sagte die Leiterin der Polizeiinspektion Braunschweig, Cordula Müller. Im Stadtteil Kralenriede, in dem in einem Heim zeitweise so viele Flüchtlinge leben, wie der Stadtteil Einwohner hat, ist die Zahl der Diebstähle und Einbrüche dagegen gestiegen. Entgegen dem Braunschweiger Trend verdreifachte sich hier die Zahl der Ladendiebstähle von 48 auf 135.

(lsa)
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