Nikosia Hoffnung auf Lösung im Zypern-Konflikt

Nikosia · Griechen und Türken wollen die Verhandlungen noch in diesem Jahr erfolgreich abschließen.

Im Konflikt um das geteilte Zypern könnte es zu einer Lösung kommen. Die Spitzenvertreter beider Volksgruppen, der griechisch-zyprische Präsident Nicos Anastasiades und Dervis Eroglu, Chef der türkischen Zyprer, haben in Nikosia mit einem neuen Anlauf für die Einheit der Insel begonnen. Grundlage ist eine gemeinsame Erklärung, die die Bildung einer Föderation mit zwei Bundesstaaten vorsieht.

Mehr als ein halbes Jahrhundert ist es her, dass die gemeinsame Republik am Konflikt zwischen Griechen und Türken auf der Insel zerbrach. Seit einem griechischen Putsch in Nikosia und einer türkischen Militärintervention vor 40 Jahren ist die Insel geteilt, der türkische Norden isoliert und verarmt. Der neue Entwurf sieht vor, dass die griechischen und türkischen Gebiete bei der Regelung ihrer inneren Angelegenheiten weitgehend autonom sind; alle Zyprer sind aber gleichberechtigte Bürger des von der UN anerkannten und zur EU gehörenden Gesamtstaates. Die Verfassung dieses Gesamtstaates ist bindend. Schwierige Sachfragen, wie die nach einer Rückgabe von Eigentum, sollen in den jetzt beginnenden Verhandlungen geklärt werden. Nach Abschluss der Gespräche sollen Griechen und Türken auf der Insel in getrennten Referenden über den Entwurf für den neuen zypri-schen Staat abstimmen.

Die EU und die Türkei begrüßten die Gemeinsame Erklärung der Zyprer und hoffen auf eine rasche Einigung. Angesichts der vielen vergeblichen Einigungsversuche der Vergangenheit ist es kein Wunder, dass die neue Initiative von Skespsis begleitet wird. So steht Anastasiades innenpolitisch unter Druck, weil einige griechisch-zyprische Parteien die Gemeinsame Erklärung als pro-türkisch ablehnen. Doch es gibt auch Gründe zur Zuversicht. Die Finanzkrisen in Zypern und Griechenland haben die wirtschaftlichen Vorteile einer Einigung in den Vordergrund treten lassen. Bisher kann das EU-Mitglied Zypern mit der nahen Türkei keinen Handel treiben. Auch wäre die Ausbeutung der um die Insel entdeckten Gasvorräte in einem vereinigten Zypern viel einfacher als derzeit.

Die Türkei ist an einer Lösung interessiert, weil dies Hindernisse bei ihrer EU-Bewerbung aus dem Weg räumen würde. Auf diese günstigen Vorzeichen baut Özdil Nami, der Außenminister der nur von der Türkei anerkannten Republik der Zyperntürken. Es sei der Leidensdruck der Isolation, der ihn dazu ansporne, einen Konflikt anzupacken, der älter ist als er selbst, sagte der 46-Jährige unserer Zeitung. Anders als bei früheren Einigungsversuchen sollen sich die Verhandlungen in diesem Anlauf nicht jahrelang hinziehen, sagte Nami. Noch in diesem Jahr könnten die Verhandlungen abgeschlossen werden, hofft er.

(RP)
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